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sm. Die italienische Frag- ist für sie. wie für viele andere, etwas Unbestimmtes, Schwankendes; eigentlich wissen sie kaum, was sie wünschen und wvsür sie sich bemühen sollen; es gilt ihnen nur Opposition zu machen, und hierin werden sie von d°M schönen Geschlecht wirksam unterstützt. Um aufrichtig zn sein, sind die sogenannten gutgesinnten, sich offen zur östreichischen Partei bekennenden Damcn meist nicht mehr in der ersten Blüte ihres Alters. Die Jugend der weiblichen Aristokratie steht an der Spitze der für Italiens Freiheit Schwärmenden, leidenschaftlich in der Vaterlandsliebe, wie die Italiener cö in allem sind. Eine der elegantesten derselben äußerte sich bei einer Gelegenheit, sie bedauere, Frau zu sein und für die Freiheit nicht auch kämpfen zu können, worauf nran ihr erwiederte: ihre schönen Augen waren auch gefährliche Waffen, mit denen., sie viel Unheil stiften könne, welchen Nath sic. wie die böse Welt behauptet, in der That befolgte. Eine andere Dame »hält die Einladung zu einem Diner bei Hofe; um ihrer Partei zu zeigen, wie unangenehm ihr dieselbe gewesen sei. und daß sie für die Folge dem Erscheinen bei Hofe ausweichen wolle, fährt sic unmittelbar von dem Diner auf das Land. Fürst Pvrcia, einer der ersten Adeligen Mailands, der viel bei Hofe erschien, sich dort als sehr gutgesinnt darstellte, überdies Kümmerer war, aber trotzdem auch mit der Oppositionspartei in Vcr'binduug stand, kam eben zur Zeit der höchsten Aufrcgnng Segen Ende des vorigen Monats in die für ihn unangenehme Lage, daß er nnt "Uhren jungen Leuten der eben geschilderten Eliguc vor einem Kaffeehause stand, °ls der Erzherzog Gencralgouvcrncur mit seiner Gemahlin vorüberging. Fürst Porcia. gcnirt durch die Gesellschaft, in der er sich befand, hatte nicht den Muth, b'° einfache Pflicht der Artigkeit, die für ihn als Kämmerer übrigens Schuldigkeit w^. zu erfüllen, und den Erzherzog, wie es sich ziemt, zu grüßen; er ruckte vcr- '°gen etwas an seinem Hut und kehrte sich um. Infolge dieser Ungezogenheit, welche ^ ihn viel unaugcnchmcrc Folgen hätte haben können, wurde ihm bedeutet. Mailand binnen 24 Stunden zu verlassen.
So waren und so sind noch thcilwcisc die Zustände im lombardisch-vcnct.a- "'schen Königreich beschaffcn; eine starke Aufregung war unleugbar vorhanden und ^seWc hatte ihren Höhepunkt in den ersten Tagen des ncucu Jahres erreicht. Einen Zusammenhang zwischen der Bewegung in Italien und der gleichzeitigen kriegerischen Stimmung, welche in Paris ihren Ursprung hatte, zu constcitiren, würde vielleicht '"cht unmöglich sein. — Mailand wimmelte an diesen Tagen von allerlei aus P'emont herübcrgckommcncm Gcsindcl; die bekannten Jtalianissimi verhehlten ihre Hoffnungen gar nicht daß die Revolution in den nächsten Tagen ausbrechen werde, für den 6. Januar war Ermordung der Offiziere. Uebcrfall der Garnison und Erhebung der Stadt angesagt. Von Seite der Behörden beugte man c.nem '"chen Versuch, der von einigen hundert verzweifelten Leuten doch haM mitcr- "°'nmcn werden können und bei einer Anzahl leichtgläubiger Italiener vielleicht "uterstützu„g gefunden haben würde, durch zahlreiche Arrctirungen. Eonsign.ruug °" Truppen in den Kasernen und Aufführung von Geschützen am Castcll vor. Es "s°Wc am 6. Januar nichts; am andern Tage ward bekannt, daß das dritte
."Meecorps aus Wien zur Verstärkung in die Lombardei rücke, am 10. Januar «ras»« <>
»fcn die
^'ter folgten und in die Städte der Lombardei einrückten. Gleichzeitig wurden
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- ersten Truppen dieses Corps in Mailand ein, denen täglich andere Nc