die Bildung einer Pairie berathen, und empfiehlt mit 1t gegen t Stimmen die Annahme desselben, in der von der ersten Kammer beschossenen Form, Von den dissentirenden Stimmen gehören zwei solchen Mitgliedern der Rechten an, welche in Uebereinstimmung mit dem Stahl-Arnim'schen Antrage, in eine Umgestaltnng der ersten Kammer nur dann willigen mochten, wenn die vorzüglichen conserva- tiven Elemente, welche das setzige Wahlgesetz in der ersten Kammer vereint hat, vollständig in die zweite verpflanzt würden. ES erhellt daraus, daß anch iu der zweiten Kammer ein Theil der Rechten gegen die Regierungsvorlage stimmen wird; dennoch wird die letztere mit sehr großer Majorität angenommen werden, wenn nicht inzwischen ein Wunder geschieht. Man behauptet zwar, das; der Stahl-Arnimsche Autrag, mit circa 80 Unterschriften versehen, in der zweiten Kammer erneuert werden wird; allein mehr als die Halste der Unterzeichner wird den Standpunkt des Grafen Arnim theilen, d. h. nach Ablehnung des Ameude- meuts für die Regierungsvorlage stimmen. In der katholischen Fraction wird die Negierung bei dieser Frage nnr sehr wenig Gegner finden; die beiden Rei- chensperger stimmen für eine Pairie, uud sie gehören zu den liberalsten Mitgliedern der Fraction. Die Bethmann-Hollwegiauer haben ihr Interesse für dergleichen Pairie-EMerimente schon während der vorigen Session an den Tag gelegt. In der Fraction Helgoland war anfänglich die große Mehrzahl für die Annabme der Regierungsvorlage; allein die Argumente, welche in dem treffliche» Artikel der vorletzten Nnmmer der Grcnzbote» zusammengefaßt sind, sind so einlenchtend, daß man sich dieselbe» anch hier nicht hat verheimlichen können. Die Verhandlungen in der ersten Kammer, die ausdrückliche Znsichernng der Regierung, daß sie nach Erledigung dieser Frage an eine Umgestaltung der zweiten Kammer gehen werde, und die Gewißheit, daß diese nur im ständischen Sinne erfolgen wird, sind so handgreifliche Thalsachen, daß ich in der That nicht begreife, wie sich ihnen gegenüber der Tranm von einer definitiven Beendigung unserer VcrfassungSÜisiS durch Bildung einer Pairie erhalten kaun. Nichtsdestoweniger ist eö jetzt »och zweifelhaft, ob mehr als die Hälfte der Fraction gegen die Regierungsvorlage stimmen wird. Rechnet man alle diese gegnerischen Elemente zusammen, so wird sich etwa der vierte Theil der Abgeordneten gegen eine Pairie erklären; nnd dann wird man alle Schleusen öffnen, nm auch die zweite Kammer iu ihrer gegenwärtige» Zusammensetzung wegzuschwemmen.
Die zweite Abstimmung über die Beseitigung des Art. der Verfassung, welcher die Gruudzüge für die küuftige Vcrfasfnng der Gemeinden, Kreise nnd Provinzen feststellt, hat ein anderes Resultat als die erste gehabt. Eö ist nämlich nicht die einfache Beseitigung desselben, sondern seine Ersetzung dnrch eine Anordnung ist beschlossen worden, welche besagt, daß die Vertretung nnd Verwaltung der Gemeinden, Kreise und Prvvinze» durch provinzielle Gesetze augevrdnet werden solle. Der Zweck dieses Amendements ist, in einer so wichtigen Ange-