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Neue Gedichte.
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stand auf ihm mit Stundenglas und Hippe Der König Tod; um seine Majestät 'ne bleiche Garbe grinzender Gerippe.

Die bleichen Schemen reckten ihre Glieder

Und mühten ihre Kiefern zum Gebet

Und heulten schmerzlich, und verschwanden wieder.

Dazwischen war von unsichtbaren Chören

Zur Maskenzeit im gräßlichen Contrast

Ein Lied von Tod und Grabesnacht zu hören.

Da riß das Volk die Larven vom Gesichte Und lauschte zähneklappernd, schreckcrblaßt, Als sei sie da, die Stunde der Gerichte.

Da fror das Blut der Männer wie der Weiber, Es war, als packe jenes Königs Hand Zugleich an tausend, hunderttausend Leiber.

Woher doch dies Erinnern alter Sagen, So oft nn meine Brust in wildem Brand Der Freude heiße Flammenzungen schlagen?

Wie Pier di Cosimo ein freuderothes

Erbärmliches Geschlecht recht ernst und wild

In. Angst gejagt mit demTriumph des Todes",

So möcht' auch ich den Satten und den Reichen, Die aus der Ruhe buhlerischem Schoos Nicht aufzuschrecken sind durch andre Aeichen,

Den Starken, die beim Donnerfall nicht beten, Den Kalten, denen dieses Lebens Noth Das Herz nie mürb zu Mitgefühl getreten.

Kurz all den Trunknen in des Lebens Neigen, Und Fastnachtslust, ein Bild von Graun und Tod, Und von der nahenden Vernichtung zeigen.