L4s
„so blasen gehen" meinen? „Was wollt Ihr denn damit sagen?" fragte ich weiter.
„Run schaun's, da gibt's bald in der Stadt 'nen Geburtstag, da werden wir hinbestellt und müssen ganz früh spielen, oder manchmal auch die Nacht vor den Fenstern der Stadtleut' und dann triffts auch, daß i ganz allein bestellt werde, das ist aber 'ne sonderbare Geschichte . . ."
„So?" fragte ich immer neugieriger, denn vor mir dämmerte eine Ahnung auf, „erzählt mir doch; ich höre Euch gern zu."
„Nu sehen'S, gnädiger Herr," fing er zu flüstern an, „da wohnt dort oben in dem »erweiterten Neste 'n altes Fräulein" —
Schönes Epitome für eine Geliebte! dachte ich.
„Ein altes Fräulein," fuhr der Erzähler fort, „mit der ist eS manchmal hier nit richtig," und dabei machte er eine versinnlichende Geste mit seiner Faust, „die bestellt mich manchmal Abends an's Schloß und da muß i mit 'nen Kähn'l 'ranfahren und ihr was vorblasen, bis sie mir 'nen Strauß oder so 'was 'runterwirft, den muß i alleweil auffischen und an mein' Hut stecken. Letzt Sommer hat sie paar mal der närr'sche Alp gedrückt und seit drei Tagen rappelt's wieder und muß alle Abend 'nüber, krieg's aber gut bezahlt. Da schaun's, hat sie mir gestern das schwarze Ding 'nuntergeschnüssen und i muß gleich zu ihr, denn sie hat heut Morgen schon Jemand geschickt, der'S holen sollt; i war aber nit heim, und da hat meine Frau g'sagt, i würd's selbst bringen."
Also gefoppt, betrogen? rief ich mir zu, also die Thränen, das Herzeleid — nichts als Komödie! Wie ein Kind von einer alten Jungfer an der Nase herumgeführt, und drei Tage schönsten Reisewetters verloren! Wart, wart, stolze Katharina von Eichen! wir sprechen uns noch und rächen will ich mich, rächen, daß noch dein Urenkel, wenn je solcher deinem Schooße erblühen wird, es in den staubigen Chroniken von Eichen mit Haarsträuben lesen soll! Der Plan der Rache war bald geschmiedet, grade ihre Lüge sollte mir zum Mittel werden. Ich schrieb daher auf ein Blatt Papier einige Sätze mit Bleifeder und bewog Frieden durch ein Trinkgeld mir mit Shawl und Horn zu folgen; so trabten wir nach Eichen hinüber. Vor dem Schloßthore ließ ich den ci-6evant, Postillon zurück und begab mich mit meinem Zettel, dem seidenen Tuch und dem Horn allein in die Feste, nachdem ich vorher meine Gesichtszüge mit einem künstlichen Entsetzen übertüncht. Ich traf Katharinen nachlässig gekleidet auf dem Sopha und verführerisch
Lv-i-