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entdeckt hat. Möchten doch die medicinischen Annalen unserer Censurärzte geruhen, die Analyse dieses Giftes nächstens zu veröffentlichen, damit unerfahrene Menschenkinder die Symptome solcher gefahrlicher Schwämme erkennen und sich zu hüten wissen. Das Verbot der beiden bremer Blatter hat in der That alle Maßstabe übereinander geworfen und die Leser wie die Schriftsteller desorientirt. Es muß dem Staate sicherlich daran gelegen sein, seine Schriftsteller zu erziehen und ihnen Winke zu geben, über das was ihm gefährlich und was ihm nicht gefährlich scheint. Die Maßregel gegen die beiden bremer Blätter ist aber ganz geeignet, die Köpfe zu verwirren. Allenthalben fragt man sich, wo denn eigentlich des Pudels Kern saß und in welchem Versteck die Sünde lauerte. Bei der Weserzeitung sucht man die Ursache in einem Artikel, den sie zu Anfang des Jahres brachte; es sind zwar seitdem sechs Monate verstrichen, indessen ist der Gott Israels ein eifersüchtiger Gott, der das Verbrechen der Väter bis in's dritte und vierte Glied straft. Man nimmt an, die Regierung habe die bereits bezahlten Abonnements für das erste Semester im Interesse der Consmncnten schonen wollen und habe das Verbot daher erst zu Ansang des zweiten Semesters eintreten lassen. Aber für die Bre m e rzeirung weiß man in der That keine Ursache herauszufinden und wir müssen es wiederholen, es wäre im Interesse der Regierung selbst, wenn sie ihre Motive veröffentlicht« und die anstößigen Artikel bezeichnete. Jede Strafe soll ja zugleich als ein abschreckendes Beispiel dienen. Wie aber soll man dieses finden, wenn bei der Sentenz das Vergehen des Verurtheilten nicht gleichfalls veröffentlicht wird? Noch ganz andere Fragen dringen bei dieser Gelegenheit sich auf — doch die ^ Luft ist schwül! — Sprechen wir vom Theater. Die Hansestädte, weil wir doch ein Mal dabei sind, haben uns eine dicke Gesangsheldin hergeschickt, in der Person der Madame Fehringer vom Hamburger Stadttheater. Diese wohlbeleibte Künstlerin sieht aus, wie die Göttin Ham- monia selbst, doch steht die Fülle ihrer Stimme in gutem Verhältnisse zu ihrer Gestalt und die tresslichen Austern und das herrliche Rauchfleisch der gesegneten Elbestadt scheinen beiden sehr wohl anzuschlagen- Ich hörte Mad. Fehringer als Agathe im Freischütz und als Julia in der Bestalln. Sie hat zwei seltene Eigenschaften, die sie auszeichnen, einen gesunden volltönigen Sopran und übersprudelndes Feuer. In der That große Qualitäten und doch keine erste Sängerin, denn ihr fehlt die Schule! Von einem gehörigen Vertheilen der Stimmmittel, von Piano und Crescendo ist keine Rede. Forte und Fortissimo — Schreien Und kein Ende. Uebri- gens soll Madame Fehringer, trotz ihrer reifen Figur, noch eine junge Frau von sechs stebenundzwanzig Jahren sein; da laßt sich noch viel lernen. — Ein anderer Gast, Herr Meixner vom leipziger Stadttheater, erwarb sich durch seinen natürlichen, frischen Humor ungezwungenen, einstimmigen Beifall, was an der hiesigen königlichen Bühne um so mehr sagen will, als grade die vielen trefflichen Komiker, die sie aufzuweisen hat, eine ihrer stärksten Seiten bilden und das Publicum in dieser Beziehung sehr verwöhnt ist. Heute Abend beginnt das Rettich'sche Ehepaar