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Zerina.
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Miene, die ich jedesmal machte, ohne daß sie es bemerken zu wollen schien, Ich fühlte, daß etwas geschehen müsse, denn auch sie schien mir eine weitere Entwicklung dieser stummen Scene zu erwarten. Ich zeigte auf eine Diamantnadel und sagte langsam vor mich hin: wie schön sich ein solcher Stern mit schwarzen Haaren machen müßte. Sie drehte sich plötzlich um, maß mich mit ihren großen Augen und lachte mir so ungezogen als möglich in'ö Gesicht. Darauf nahm sie ihre Begleiterin, eine unbedeutende Blondine, unter den Arm und ging, ohne sich weiter um mich zu kümmern. Meine Angelegenheit war nun Ehrensache geworden, und mit etwas Frechheit schloß ich mich an die beiden Madchen an und schritt stolz und entschlossen, sie nicht eher zu verlassen, als bis meine Keckheit irgend eine Frucht getragen, an ihrer Seite einher. Der Weg ging durch belebte und einsame Straßen und oft wurde ich durch einen Wagen oder durch das Gedränge von mei­ner Gesellschaft getrennt. Aber eben so schnell hatte ich mich stetö wieder angeschlossen und versuchte es, die kalt lächelnde Italienerin mit aller mir zu Gebole stehender Kraft der zu Liebesabenteuern ge­schaffenen italienischen Sprache zu erweichen, daß sie mir erlaube, sie zu begleiten und mich nurdurch ein einziges Wörtchen aufzumuntern. Aber vergebens! Sie sprach ununterbrochen mit ihrer Begleiterin, ohne mich nur eines Wörtchenö der Abwehr zu würdigen. Nur von Zeit zu Zeit sah sie sich um, blickte mir spöttisch in'ö Gesicht, lachte laut auf und plau­derte weiter. Ich konnte wohl auch bemerken, daß dann und wann über meinen Anzug, über meine excentrische Sprache, die freilich manchen Ausdruck aus Petrarca geborgt hatte, ein Witz gemacht, der dann laut belacht wurde. Ich sprach von dem Wunderlande Italien, von seiner göttlichen Natur, die man aber über die schönen Nymphen ver­gesse, die sie beleben; von italienischen Nächten, die neben der Locken­nacht der Italiener immer verschwinden; von der heißglühenden Sonne, die kalt sei, im Vergleich mit gewissen Augen und noch weiter der­gleichen lyrischen Bombast, vergebens! Die Braune plauderte, spot­tete, lachte weiter wie vorher. Ich appellirte an ein weibliches, weiches Herz, sprach von der Einsamkeit des Fremdlings und von seiner Sehn­sucht nach Liebe, die ihm allein die verlorene Heimath ersetzt, von Glück und Unglück, von Gastlichkeit, Gemüth und Grausamkeit ver­gebens und immer wieder vergebens. Mein Köcher war erschöpft und resignirt und schweigend ging ich an ihrer Seite und begnügte mich, den Ton ihrer Stimme, den Glanz ihrer Haare, den klassischen Nacken und den leichten, wilden Gang zu bewundern. Endlich be-