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bereits in frühem Jahren Oesterreich bereiste und sogar manches Geheimniß der böhmischen Glasfabrication abgelauscht und veröffentlicht hat, hat nun einen umfassenden und trefflich ausgearbeiteten Rapport veröffentlicht, der sogar, zur Ehre österreichischen Fleißes sei es gesagt, nicht frei von neidischen Seitenblicken ist, namentlich in Bezug auf unsere Metallurgie und Glasfabrication. Zwar die venetianischen Glaser- zeuqnisse, die in den letzten Jahren wieder zu ihrem alten Ruhme emporsteigen und in Folge der großen Eisenbahnverbindung ein rasches Wachsthum gewinnen werden, erwecken nicht die Eifersucht des französischen Rlipporteurs; er findet, und zwar mit Recht, die sonst so berühmten venetianischen Spiegel von dem französischen Spiegelglas weit über- troffen. Desto schmerzlicher empfindet er das Uebergewicht gewisser böhmischer Glasartikel und namentlich die geschliffenen Glaser, die einen Hauptartikel böhmischen Ausfuhrhandels bilden. „Das böhmische Glas" — sagt er — ,.ist viel weißer als das französische Krystallglas, es ist viel harter und bekommt daher einen viel schönern Glanz und seine Politur erhalt sich viel langer. Der geringe Preis des Brennmaterials und namentlich des Arbeiterlohns, so wie auch die Natur des Stoffes, aus welchem diese Glaser gearbeitet werden, machen es möglich, sie zu ungemein wohlfeilen Preisen zu liefern. Das Holz kostet in Böhmen eine Kleinigkeit und der gute Glasarbeiter wird in Frankreich viel höher bezahlt, als in Böhmen — zu seinem Glücke!" setzt er sich tröstend hinzu. Was Herrn Peligot am meisten schmerzt, das ist der Mangel an Aussicht, daß es die französischen Glasfabriken den böhmischen je gleich thun werden können. Herr Peligot und nach ihm ein junger Ingenieur, Namens Debette, haben zwar vor einigen Jahren das Geheimniß der eigentlichen Composition des böhmischen Glases, das bis dahin in Frankreich unbekannt war, entdeckt, indeß grade diese Entdeckung brachte sie zur Verzweiflung, weil sie ihnen die Unmöglichkeit der Nachahmung bewies. In Frankreich und England wird zur Bereitung selbst der feinsten Spiegelglaser die Sode verwendet, wahrend man zu den Krystallen Bleioxyd nimmt. In Böhmen jedoch wird Pottasche dazu genommen. Diese hat den unvergleichlichen Vortheil, daß sie das Glas ungefärbt läßt, wahrend die Sode eine bläuliche schmuzige Färbung im Glase zurückläßt. Die Pottasche ist in dem holzreichcn Böhmen ungemein wohlfeil, während das Bleioxyd überall theuer ist- So kommt in Böhmen die rohe Glasmasse im Schmelztiegel, bevor sie verarbeitet wird, auf etwa 5 bis 6 fl. E.-M. per Centner. Der Preis des französischen Krystallglases beträgt dagegen 40 bis 42 Franken (16 bis 17 fl. C.-M.) per Centner. Zudem betragt der Ausfall wahrend der Verarbeitung in den französischen Krystallereien fast die Hälfte, während er in Böhmen nur auf ein Viertel sich stellt. „Man kann sich daher kaum eine Idee machen" — sagt Herr Peligot — „von dem geringen Preis, zu welchem man in Böhmen die reizendsten Glassachen, welche die prächtigsten Salons von Paris zieren würden, verkauft. Zwar ist es zwei französischen Glasfabrikanten gelungen, im Jahre 1839 den Preis zu gewinnen, welchen die Socivt6 d'Encouragement auf die Verfertigung solchen Glases gesetzt