T a g e b u ch.
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AuS M tt n ch e n.
Aufführung des „Moritz von Sachsen." — Verschämtes Verbot. — Das Wörtchen - Freiheit. — Kritik; Einwürfe im Namen der Poesie und des Liberalismus. — Herr Jost, Herr Dah», Frau Dahn und Fräulein Denker. — Festschmäuse; Tenerani, der König von Neapel und Bolivar. — Oehlcnschläaer- schmaus. — Ein Wort Lessing's. — Herderfeier. — Gutzkow und Dingelst'edt. — „Der Weg zum Hofrath."
Endlich hat das längst angekündigte, dann aber auf die lange Bank der Vertagung geschobene Trauerspiel: „Moritz von Sachsen" auf der hiesigen Bühne seine Darstellung, oder um so zu sagen, seine Fleischwerdung erlebt, denn wie kann man wohl anschaulicher jenen bedeutungsvollen Prozeß bezeichnen, durch welchen eine absolute prutz- sche Idee, z. B. die der Freiheit unter dem Bilde des Churfürsten Moritz, plötzlich in den Münchner Schauspieler Dahn, also in Fleisch uno Blut verwandelt wird? Nun sage man noch, die Lehre von der Transsubstantiation beruhe auf keiner realen Wahrheit! Das Stück ist in mancher Hinsicht gar nicht übel; aber Herr Prutz wird uns schon erlauben, an ihn und sein Werk die große Elle der Kritik anlegen zu dürfen, da er selbst sogar zu der Metzgerzunft der Halle'schen Jahrbücher gehörte, in denen Beck, Lenau, Freiligrath, Rückect und sämmtliche Romantiker mit scharfem Hackmesser in lauter Läppchen zerklopft wurden, Moscn aber erst von da an Gnade fand, als er zu Dresden die Ehre des persönlichen Umgangs mit Oi-. Nuge genoß. Uebrigcns hat die Aufführung des „Moritz" für München einige Bedeutung und gehört zu den mancherlei Ehrenerklärungen, die man auch hier der freieren Zeitregung macht, obgleich es unserer guten Stadt wie manchen Personen geht, die, sie mögen auch wirklich einmal etwas Löbliches thun, gegen die auf ihnen lastenden Borurtheile der Gesellschaft umsonst anringen. Jedenfalls ist es beachtenswert!), daß die