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Lebensbilder aus Berlin : ein Hôtel garni : erste Abtheilung.
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als wären die Träume meines sechzehnten oder siebzehnten Jahres

im Schlafe an mir vorübergerauscht.--

Während ich noch den Umgang mit meinem neuen Freunde fortsetzte und, wenn ich ihn gerade guter, gesprächiger Laune traf, manches interessante Stündchen mit ihm verlebte, hatte ich auch die Bekanntschaft des Herrn Alir gemacht. Ich verabschiedete nämlich damals meinen Stiefelputzer, und Herr Alir, der mir seine Dienste anbot, trat in die Stelle desselben. Doch war er nicht der Mann, mit dem man sich unterhalten konnte; er war kurz und etwas iro­nisch in seinen Antworten, sonst stets schweigsam, stolz und verdrüß- lich. Was sein eigentliches Geschäft sei, oder wo er wohnte, wußte ich nicht. Des Morgens um acht Uhr sah ich ihn gewöhnlich mit einem in ein blaues Schnupftuch gewickelten Pack zu seiner Gelieb­ten gehen. Um zehn Uhr ging er in der Regel wieder weg, kam Nachmittags wieder und Abends gingen sie dann Beide zusammen weg, wo er das Geschäft hatte, die Guitarre zu tragen. Emilie, die ich nur selten sah und gar nicht sprach, sah gewöhnlich sehr bleich aus. So war ich denn wieder mit einer eigenthümlichen, geheimniß­vollen Figur des Hauses in nähere Berührung getreten.