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Die Maler in Belgien seit 1830.
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Aber Antwerpen hörte auf, der Mittelpunkt dieser Schule zu sein; sie zerstreute sich und ihr Vaterland verlor allmälig ihre Spu­ren, Der westphalische Friede machte dem dreißigjährigen Schlachten ein Ende, aber er tödtete zugleich den Handelsflor Südniederlands. Der vierzehnte Artikel des Tractats von Münster decretirte die Sper­rung der Scheide. Antwerpens Hafen wurde zur Einöde und der Reichthum der alten Welthandelsstadt ging an ihre Rivalin Amster­dam über. Die Kunst, die zu allen Zeiten nicht blos nach Brod, sondern auch nach Braten geht, zog mit. Holland beherrschte fortan das Meer mit den Nuderschlägen seiner Schiffer und das Land mit den Pinselschlägen seiner Maler. Wie die kleinen ärmlichen Kähne der Wassergeusen einst die stolze spanische Flotte besiegten, so besiegten jetzt eine Reihe von niederländischen Künstlern mit den ärmlichsten Gegenständen, die sie in Haus und Hof zum Vorwurfe ihrer Staffelei erhoben, die stolzen katholischen Altarmaler. Es war eine echte Malerei des Protestantismus. Sie protestirten gegen das Allein­seligmachende der Kirche in der Kunst und bewiesen pantheistisch, daß Gott überall sei, in der Kneipe versoffener Burschen, wie auf den wilden Wogen des schäumenden Meeres, in den Blättern eines leblosen Fruchtstückes, wie in den Reihen einer weidenden Heerde. Die holländische Malerschule ist der Repräsentant des Goethe'schen Spruches:

Greif nur hinein in's volle Menschenleben, Und wo Du es fassest, ist's interessant.

Rubens starb im Jahre I64V und fünf und fünfzig Jahre später starb in Belgien der letzte bedeutende Maler seiner Schule, Eraömus Quellin. Fortan unterlag die flamändische Malerschule denselben Einflüssen, denen auch die flamändische Sprache unterliegen mußte. Die Heere Ludwigs XIV. rissen ein Stück nach dem andern von dem burgundischen Kreise los. Ganz Europa ward Affe der französischen Mode, wie sollte das benachbarte Belgien sich freihal­ten? Was an einheimischen Kräften von Bedeutung war, wie Van Loo, Van der Meulen, wurde von Paris angezogen und diente dem Gold desgroßen Königs." Hingegen fanden die gir­renden Schäferinnen Watteau's, die gepuderten ZeuSe und die reifröcklichen Nymphen hundert Nachahmer im Vaterlande Van Eyk's. Die trocknen Lehren des Antwerpner Malers Andreas Lens (Ver-