49
Diebitsch, der nicht die Popularität der beiden Andern besaß, starb bekanntlich an einer — Krankheit aus Ungnade.
— Der Oberlandesgerichtsrath Crelinger ist richtig vom Staatsministerium, wegen seines Toastes auf Herwegh, als dieser in Königsberg war, degradirt, d. h, zur Versetzung in irgend ein kleines Nest verurtheilt worden, „um fern von Madrid nachzudenken" über seinen Frevel. Das Bezeichnendste ist, daß der König ihn nicht begnadigt, sondern die Vollstreckung des Urtheils bis auf Weiteres sus- pendirt hat, d. h. Crelinger nehme sich jetzt in Acht, den geringsten Verstoß sich zu Schulden kommen zu lassen, sonst — die Ruthe steckt noch hinter dem Spiegel. — Dem Gustav-Adolph-Verein, der in Königsberg eine geistiges nicht eine geistliche Tendenz bekennt, wollten sich zwei Nichtevangelische anschließen, ein Katholik und der Verfasser der „Vier Fragen", der bekanntlich Jude ist. Nur durch eine kleine Majorität, die 'noch dazu aus protestantischen Neophyten gestand, wurden die Beiden zurückgewiesen. — Das Cartel zwischen Rußland und Preußen ist, nach kurzem Schmollen, wieder hergestellt worden. — Wahrend Kaiser Nikolaus in London war, wurde von der Polizei in Rheinpreußen auf die wenigen dort lebenden Polen vigilirt, weil offizielle Berichte über Polenbewegungen aus London einliefen!! Waren diese „offiziellen" Berichte etwa englische? Oder kamen sie durch einen Umweg über Petersburg?
— Treumund Welp, der auf die Gefahren der schlesischen Fabriknoth so oft wohlmeinend und mit großer Sachkenntniß hingewiesen hat, kam nach den letzten Ereignissen als Abgesandter seiner Gemeinde nach Berlin, um über manche Uebelstände Klage zu führen. Ein hochgestellter Staatsbeamter soll ihm in's Gesicht gesagt haben! das Treiben der „schlechten Presse" und besonders Welp's publizistische Thätigkeit trügen die Hauptschuld an den schlesischen Unruhen! Der hohe Mann hätte eigentlich sagen sollen: Welp's Broschüren seien Schuld an der Theuerung der Lebensrnittel und der Armuth der Fabrikarbeiter.
— Das erste Bändchen des „ewigen Juden" ist bereits in Leipzig (bei Kollmann) deutsch erschienen; und zwar erblickte die Uebersetzung in Kleinparis und das Original in Großparis an einem und demselben Tage das Licht der Welt. Man kommt wirklich in Versuchung, an Hexerei zu glauben. Doch der ewige Jude hat gewiß Siebenmeilenstiefel an, und das Sprachkleid, das ihm der Ueberfetzcr (Herr WeschcY angedolmetscht hat, verräth auch hinlänglich die Stra- patzen des forcieren Marsches, den er gemacht hat. Hoffentlich wird der mysteriöse Reisende jetzt Zeit haben, die Toilette zu wechseln, und aus andern Buchhandlungen, etwas eleganter gekleidet, hervorgehen.