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Tagebuch.
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renzen, welche zwischen mir und der ottomanischen Pforte entstanden sind, den Vermittler machen zu wollen, Das Schwert ist gezogen und wahrlich nicht eher wird es in seine Scheide wieder zurückkehren, bis ich nicht vollständige Genugthuung erhalten habe, bis ich nicht wieder in Besitz dessen gelangt bin, was man meinem Hause entris­sen hat. Ew. Majestät ist Monarch, und in dieser Hinsicht kön­nen Sie die Rechte des Königthums nicht außer Acht lassen. Mein Unternehmen gegen die Oömanen, was ist es anders, als ein legiti­mer Versuch, die Besitzung jener Provinzen wieder zu erhalten, welche die Zeit und die unglücklichen Ereignisse von meiner Krone losgelöst haben? Die Türken und vielleicht sind sie nicht die Einzigen haben die Maxime, in passender Zeit dasjenige wieder zurück zu er­obern, was sie in unglücklichen Zeiten verloren; warum sollte ich nicht von demselben Rechte Gebrauch machen? Das Haus Hohen- zollern, ist es von anderen Principien ausgegangen, um auf jenen Höhepunkt zu gelangen, auf welchem es sich befindet? Hat Albrecht von Brandenburg um die Zustimmung der benachbarten Staaten ge­fragt, als er das Herzogthum Preußen dem Orden entriß, dessen Be­standtheil es bildete ? Ihr seliger Oheim, entriß er Schlesien meiner Mutter nicht in dem Augenblicke, wo sie, von Feinden umringt, keine andere Stütze hatte, als die Größe ihrer Seele und die Liebe ihres Volkes? Was haben denn jene Cabinette gethan, die heutzutage ihr.europäisches Gleichgewicht in Anschlag bringen ? Welche Entschä­digung (>!Puvn!.^l) haben sie Oesterreich gegeben für die Besitzungen, die es im Laufe dieses Jahrhunderts verloren hat? Meine Vorfahren waren genöthigt, im Utrechter Frieden Spanien abzutreten, im Wiener Frieden die Königreiche Neapel und Sizilien, einige Jahre später Belgrad und Schlesien, im Aachener Frieden Parma, Piacenza und Guastalla und kurze Zeit früher einen Theil der Lombardei. Und während die­ses Jahrhunderts voll Verluste, hat Oesterreich irgend eine bedeutende Acquisition gemacht? Es ist wahr, es hat einen Theil Polens erhal­ten, allein Preußen hat ein besseres Stück davon bekommen, als ich. Ich hoffe, daß meine Motive für den Krieg gegen die Pforte Ew, Majestät entscheidend erscheinen werden, daß Sie die Gerechtigkeit meiner Ansprüche nicht verkennen und darum nicht minder mein Freund bleiben werden, wenn ich auch einige Hun d erttausend Orien- talen germanisiren sollte! Ew. Majestät können übrigens versichert sein, daß ich in ähnlichen Verhältnissen die Grundsätze, die ich so eben aussprechc, anerkennen werde, selbst wenn sie gegen mich selbst gerichtet sein sollten. Ich empfehle mich der Fortdauer Ihrer Freundschaft und bin und verbleibe mit vieler Achtung Ew. Majestät Freund und Bruder Joseph. Wien, am 12. Januar 1788.

In der Berliner Literarische« Zeitung herausgegeben von >>>-. Karl Brandes hat ein unsauberer Geist Randglossen zu Mar-