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Kleine Skizzen aus den Rheinlanden : Köln und Bonn.
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protestantischen Gemeinden »venige und sie liegen zerstreut auseinander (soll doch jüngst auf einer Synode allen Ernstes der Antrag gestellt wor­den sein, für unvorhergesehene Fälle einen reitenden Candidaten zu besolden!) dies bedingt naturgemäß eine Opposition gegen die umwohnenden Katholiken, woher es denn kommt, daß die Protestan- ten hier zu Lande ungemein gut preußisch gesinnt sind. Der freiere Geist der katholischen Bevölkerung hingegen sucht sich i» meist harm­losem Humor Luft zu machen, wie z. B. die Narrenkappen des dies­jährigen Kölner Carnevals eine ergötzlich karritirende Persifflage der neuen preußischen Pickelhauben sind.

Noch ein Paar Züge zur Charakteristik deS niederrheinischcn Volkes. Es liegt etwas ungemcin DerbeS, UngcnirteS in seiner Sinnesart, ganz natürlich nian lebt hier in der Regel weder von Schwarzbrod noch von Weißbrod, sondern von Pumpernickel. Schon oft nämlich kam mir der närrische Gedanke, den Westen Deutschlands folgendermaßen abzustufen, nach Speis und Trank: Im Süden ißt man Graubrod und trinkt Wein; in der Mitte Schwarzbrod und Bier; im Norden gibt es Branntwein und Pumpernickel. Es liegt viel Charakteristisches in dieser Einteilung. Hier also Pumpernickel! Ich glaube darum, daß der Wirkungskreis, welchen sich Gutzkow als Hauptmitarbeiter des Feuilletons der Kölnischen Zeitung ausersehen, an Ort und Stelle wenigstens nicht so umfassend sein wird, wie sich's von dem bedeutenden journalistischen Talente dieses Schriftstellers er­warten ließe. Gutzkow, dieser feine geistreiche Mann, dessen Pointen ineist halb verschleiert liegen und eben darin so großen Reiz haben, Gntzkow, der in Kritik und Polemik nicht mit Flegeln drein drischt, sondern leise und unbemerkt die schwache Seite des Gegners zu fas­sen weiß und dann mit ätzender Schärfe den Scheidungsprozeß des Guten vom Schlechten beginnt, Gutzkow wird in den Nheinlcmden wenig nach Würden beurtheilt, selten mit vollem Behagen gelesen werden. Wenn dagegen Roderich Benedir, der Verfasser des Doc- tor Wespe, im Kölner Theater von der Katheder eines Weinfasses herab Carnevalsvorträge hält über das Pantoffelregiment voll derber Witze und localer Anspielungen, so fühlt sich das Publicum recht in seinem Element; wer die Kölner enthufiasmircn will, der muß ihnen vorerst etwas zu lachen geben. Ich glaube, in keinem Theater der Welt wird so viel gelacht als in Köln. Es niest Jemand auf der