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Englands Feldzug gegen den Mahdi.
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Englands Feldzug gegen den Mcchdi.

Katastrophe verhütet werden soll. Nach langem Zaudern und nachdem man eine Anzahl von Plänen aufgestellt, geprüft und zuletzt verworfen hatte, hat sich die britische Regierung endlich zu einem Feldzuge entschlossen, dessen Zweck die Rettung Gordons und der Garnison von Chartum ist, und zwar ist der eine Zeit lang bcvorzngte Gedanke, vom Roten Meere her mittelst einer durch die Wüste zwischen Suakin und Berber zu erbauenden Eisenbahn vorzudringen, aufgegeben worden, und die Expedition wird dem Lanfe des Nil folgen. Gordon kann, wenn überhaupt noch, nur innerhalb der nächsten sechs Monate befreit werden, und so hat man von der Route Suakin-Berber, die, nur etwa fünfzig deutsche Meilen lang, nicht nur die bequemste, sondern genau betrachtet am Ende auch die wohlfeilste gewesen wäre, absehen müssen, da versäumt worden ist, zu rechter Zeit das Material zu der betreffenden Eisenbahn abzusenden, die der kurzsichtigen Sparsamkeit Gladstvnes wohl auch zu kostspielig erschienen sein wird.

Über die Einzelheiten des Planes, der im englischen Kriegsministerium für diesen Feldzug entworfen worden ist, berichten die Londoner Blätter folgendes. Zuvörderst sollen wenigstens 6000 Mann nach Wady Halfa (in Nubien an den zweiten Stromschnellen des Nil gelegen) abgehen, von denen man die Hälfte in etwa zwölf Wochen dort versammeln zu können hofft. Anfangs gedachte man sich zur Beförderung dieser Streitkräfte slachgehender Dampfer, Prahme und Boote zu bedienen. Dies erwies sich jedoch wegen der Wasserverhältnisse des Stromes unthunlich, und so entschloß sich die Negierung, 1000 Ruderboote, jedes 32 Fuß lang und 8 Fuß breit, in Bestellung zu geben. 500 davon sollen in zehn Wochen, 200 weitere in drei ferneren Wochen abgeliefert werden, um dann so schnell wie möglich auf Dampfern nach Alexandrien und von da zu Wasser und mit der Eisenbahn nach Assuan (112 deutsche Meilen südlich von Kairo und an den ersten Stromschnellen gelegen) befördert zu werden. Hier werden sie ohne viel Mühe durch die Stromschnellen gebracht und dann, von Flußdampfern ins Schlepptau genommen, stromaufwärts nach Wady Halfa bngsirt werden, wo sich, 62 Meilen südlicher, die zweiten Stromschnellen befinden, die ein ungleich schwierigeres Hindernis für die Schiffahrt sind. Ursprünglich wollte man 16 gewöhnliche Nildampfer oberhalb des Katarakts von Assuan sammeln, aber der Plan erwies sich als unpraktisch, und so wird man eine Anzahl von Dampfprahmen, die sich leichter durch die Stromschnellen schaffen lassen, statt jener Fahrzeuge verwenden. Es wird beabsichtigt, nur britische Truppen zu der eigentlichen Expedition abzusenden, doch sollen ägyptische Soldaten hinter dem vordringenden Heere verschiedne Punkte der Operations­linie besetzen. Wady Halfa wird der erste Haltepunkt der Expedition und die Basis der weiteren Operationen sein, und so werden hier Magazine mit großen Vorräten an Munition und Lebensmitteln für Menschen und Pferde, desgleichen für 10- bis 12 000 Tonnen Kohlen angelegt werden. Von hier werden die