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Die Engel auf Erden : Roman : aus dem Italienischen : (Fortsetzung.) 9.
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Die (Sngel auf Erden.

Roman von Viktor Bersezio. Aus dem Italienischen. (Fortsetzung,) 9.

ie Barbolini waren eine alte Familie von reinstein piemonte- sischen Blute: Charaktere von Gold, Willenskräfte von Eisen. Obgleich mit der subalpinen Aristokratie, insbesondre mit dem vornehmen Geschlechte derer von San Martina Parclla durch Verwandtschaft verbunden, besaßen sie selbst doch keinen Titnlar- ndcl, aber ihr Scelenadcl zeichnete sie aus. Schon seit zahlreichen Generationen vererbte sich vom Vater auf den Sohn die gewissenhafte Hoch­achtung der unbefleckten Ehre ihres Namens, eine unüberwindliche Leidenschaft für das Kriegshandwerk und glühende Liebe für das Vaterland, oder richtiger gesagt, für den dasselbe verkörpernden König.

Als am Ausgange des vorigen Jahrhunderts das Haus Savoycn vor dem Eindringen der Franzosen und den revolutionären Ideen das Feld räumen mnßte, hatte Rinas Großvater, welcher als Oberst glorreich in den Alpen ge­rümpft und sich als der Bravste unter den Braven bei Saorgio und Nullesimo ausgezeichnet hatte, sich dem Könige Karl Emcmucl, als dessen Karossen und Pferde am 19. Dezember 1798 schon zur Abreise bereit standen, vorgestellt und hatte seinen ganzen Einfluß aufgeboten, um ihn in Piemont zurückzuhalten und zu bestimmen, an der Spitze seiner Unterthanen gegen den fremden Ein­dringling den Verzweiflungskampf aufzunehmen.

' Der glorreiche Ahnherr Eurer Majestät, Viktor Amcideus der Zweite, so sagte er, war mit der Blüte seiner Truppen von den Franzosen eingeschlossen, sah ein mächtiges feindliches Heer im Herzen seiner Staaten und schreckte doch nicht zurück, sondern stampfte auf die Erde und erweckte neue Streiterscharen. Dieser Boden, Sire, ist derselbe, diese Völker sind noch immer von gleichem Blute. Ahmen Sie diesem erhabenen Beispiele nach, und erwägen Sie, daß Viktor Amadeus der Zweite die gesamte Streitmacht des großen Königs gegen