Die Engel auf Erden.
Roman von Viktor Bersozio. Aus dem Italienischen.
(Fortschung.)
as ist doch garnicht so schwer, erwiederte Adele. Rina ist ein unbefangenes, in vieler Beziehung noch ganz kindliches Gemüt, sie ist vom Unglücke und von Widerwärtigkeiten verfolgt worden und hat sich auf sich selbst zurückgezogen, ist schwermütig, mutlos und etwas mißtrauisch geworden, ohne auch nur den kleinsten Teil ihrer großen Herzensgüte eingebüßt zu haben.
Der Doktor gab zu diesem Urteilsspruche seiner Frau durch ein Lächeln sein stillschweigendes Einverständnis kund und erwiederte: Also, Herr Josef, der Rum ist nicht für euch bestimmt.
Warum nicht? Er ist für die armen Kranken eures Sprengels bestimmt. Ich bin arm, weil ich lange noch nicht die entsprechenden Mittel, ich will garnicht sagen zur Befriedigung meiner Wünsche, sondern auch nur meiner Bedürfnisse habe; ich bin krank, denn wir haben es als eine ausgemachte Sache festgestellt, daß ich ein solches chronisches Leiden, wie wir vorhin besprachen, an mir habe. Und endlich bin ich nicht bloß in euerm Sprengel, in bin sogar in euerm Garten.
Ach so! Ihr seid also auch Sophist? Ich werde euch Cognac geben.
Jetzt fuhr Devannis, als ob seine frühere Rede gar keine Unterbrechung erhalten hatte, fort, indem er sich wieder an Adele wandte: Und für diese Leiden, wiederhole ich, giebt es keine andern Ärzte als die Frauen. Man pflegt zu sagen, der Mann macht die Frau; und das hat in allem, was sich bei diesen empfindlichen und verliebten Wesen auf die schlechte, ich wollte sagen auf die weniger gute, die lächerliche Seite bezieht, seine Richtigkeit. Die Frau hat lediglich dem Maune die Koketterie, den albernen Kleideraufwand, kurz, die schlimme Sünde der Eitelkeit zu verdanken. Dagegen vermag die Frau auf das Herz des Mannes