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Auf der Leiter der Glücks : Novelle :
(Fortsetzung.)
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Auf der Leiter des Glücks.

Novelle von Robert Waldmüller (Ld. Duboc). (Schluß.)

n der Besorgnis, sich durch ihre Unruhe zu verraten und sich in eine Leidenschaft hineinzuträumen, die im Keime zu ersticken ihr Pflicht schien, zog sich Lore eines Tages auf ihr Zimmer zurück, erleichterte ihr armes Herz in unendlichen Thränen, bat ihre Herrin darauf um die Erlaubnis, ihreu Dienst in möglichster Kürze verlassen zu dürfen, erhielt unbedenklich ihren Abschied noch an demselben Tage und zog in die Ferne.

Warum diese Thränen, warum dieses fluchtartige Verschwinde»? fragte damals Frau von Mockritz, die nicht begriff, was in dem Mädchen vorgegangen sein konnte.

Als Bcrthold nach langem, vergeblichem Suchen die Spur der Verschwun­denen in einem der entlegensten Gebiete des Landes ausfindig gemacht hatte in einer Art von Diakonissenanstalt für kranke Kinder, fragte er nicht: warum diese Thränen? denn er wußte nichts von ihnen aber wohl: warum dieses fluchtartige Verschwinden? Wollten Sie uns durchaus nicht die Freude gönnen, Fräulein Lore, unsre Schuld gegen Sie abzutragen?

Elise wahrte zunächst in bescheidner Weise das wiedererlangte Recht ihres Taufnamens. Dann stellte sie in Abrede, daß irgend wer in ihrer Schuld sei; aber ihre Verlegenheit machte sie unsähig, dem Besuche iu eingehenderer Weise Rede zu stehen, und er selbst fühlte sich ihr gegenüber in so unklarer Gemüts­verfassung, daß es ihm nicht leid war, als die Oberin dem armen Mädchen zu Hilfe kam, indem sie ihr ein dringendes Geschäft auftrug.

Er bat die Oberin dann, ihm alles zu fagen, was sie von Elise wisse, und er gab gleichzeitig seinerseits Auskunft über die traurige Veranlassung, die ihn zu ihrem Schuldner gemacht habe. Mein Vater, sagte er, hat ihr infolge­dessen seit langem eine Schenkung zugedacht, deren Betrag sie für alle Zukunft