Francesca von Rimini.
Novelle von Adam von Festenberg. (Fortsetzung.) 8.
rst als er sich wieder eine Zeit allein fand, kam Oswald zu sich selbst. Es war ein Erwachen wie aus einem Rausch, sein Kopf war wüst, seine Seele traurig. Das also war das Weib, an das ' er sein ganzes Herz gehängt hatte? Er geriet nicht nur in Zorn gegen Margarethe, welche ihre Gefühle schneller als ihre Toilette wechselte, sondern es ergriff ihn auch Ekel und Verachtung gegen ihr ganzes Geschlecht. Feigheit und Frechheit sah er als Grundzug des ganzen Charakters, und das, was er in Bitterkeit zu Margarethe über die Straßendirne gesagt, war ihm bald ein unumstößliches Dogma. Der allgemein menschliche Fehler, aus einem einzelnen Vorkommnis einen gemeingültigen Grundsatz zu machen, war auch unserm Freunde nicht fremd. Er kam zu dem Schlüsse, daß man sich in einer solchen Versnmpftheit nur zurecht finden könne, wenn man verachte und genieße. Unter so bittern Gedanken war Oswald durch das Ca- dorethal gefahren, für dessen Schönheiten sein umdüsterter Blick blind war. Erst in Tai di Cadore lenkte der Geburtsort Tizians seinen Geist auf freudenvollere Dinge, und er ging in Andacht neben dem Wagen den Weg, der von diesem Örtchen nach Pieve di Cadore führte, wo der große Meister seine Jugend verbracht und sich an der ihn umgebenden herrlichen Natur auch zu dem Landschaftsmaler ausgebildet hatte, von dem seine Bilder ein so lebendiges Zeugnis geben.
Durch die Begegnung mit Margarethen in der eben geschilderten Art hatte die Moral und sittliche Weltanschauung Oswalds einen schweren Stoß erhalten. Vielleicht würde er sich von demselben erholt haben, wenn er sich sofort in die Stille seiner Werkstatt zu strenger Arbeit hätte zurückziehen können. Allein die Unruhe des Reiselebens, die sinnlichen Eindrücke, welche die Großartigkeit von