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Literatur.
Reichstag gelangte, bei den Erörterungen im Schoße der Kommission des Reichstages nnd in dessen Plenum hat sich aus dem Widerstreit der Meinungen die eigentliche Absicht des Gesetzgebers geklärt. Der Verfasser des vorliegenden Kommentars hat von dem ersten Entstehen bei dem Gesetzentwurf mitgearbeitet und als Kommissar der verbündeten Regierungen allen weitern Verhandlungen beigewohnt; er war daher zu einer Erläuterung des Gesetzes besonders berufen. Man darf behaupten, daß ihm seine Aufgabe in alleu Punkten gelungen ist, und hoffen, daß sein Kommentar dazu beitragen werde, das Verständnis des so schwierigen Gesetzes in die weitesten Kreise zn tragen. Ein Anhang giebt den Text des vielfach damit in Wechselwirkung stehenden Gesetzes über die eingeschriebenen Hilfskassen, und ein genaues Sachregister erleichtert den Gebrauch des Buches.
Historisches Taschenbuch. Begründet von Friedrich von Räumer. Herausgegeben von Wilhelm Maurenbrecher. Sechste Folge. Zweiter Jahrgang. Leipzig, F. A. Brockhaus, 1833.
Auch der diesjährige Baud des allbekannten historischen Taschenbuches bietet eine Reihe sehr lesenswerter Aufsätze aus der mittelalterlichen und neueren Geschichte. Den Reigen eröffnet Oucken, der auf Grund der Berichte Lord Aberdeens einen interessanten Beitrag zur Aufhellung der österreichischen Politik im Jahre 1813 giebt. Ihm schließt sich Lamprecht an, einer der tüchtigste» Kenner der mittelalterlichen Wirtschaftsgeschichte, welcher nach dem Volksrechte der Mischen Franken ein anschauliches Bild der fränkischen Stammeskultur in ihren Hauptrichtungeu entwirft. Klüpfel behandelt die Geschichte des schwäbischen Bundes, während Horawitz, das unter Maximilians Schutz sich entwickelnde Leben der Humanisten Wiens zum Gegenstände der Untersuchung macht. In einer längeren wertvollen Abhandlung „Friedrich der Große im Jahrzehnte vor dem siebenjährigen Kriege" legt Koser alle die Anstrengungen dar, welche der große König machte, um seinem Staate den Frieden zu erhalten. Friedrich selbst hat als schwergeprüfter Greis jener Periode diplomatischer Fcldzügc nur mit eisiger Verachtung gedacht und die Erfolglosigkeit seiner Politik vor dem siebenjährigen Kriege als einen unwürdigen Gegenstand für die Geschichtschreibung bezeichnet. Er ließ iu der „Geschichte seiner Zeit," die er selbst schrieb, gleichsam ein leeres Blatt, und noch heute ist die Lücke, die er ließ, nur unvollständig ausgefüllt. Kvser giebt nun eiuen wertvollen Beitrag zur Erkenntnis jenes Zeitraums wie zur Würdigung des staatsmäuuischcn Könnens des großen Königs, indem er nach der politischen Korrespondenz Friedrichs ein Bild von den verschlungenen Staatshändeln der zehn Fricdensjahre entwirft und vor allem seine Aufmerksamkeit auf die Stellung des preußischen Königs zu den allgemeinen europäischen Fragen richtet, welche seit dem Frieden von Aachen nach- und nebeneinander die Politik der Kabinete beschäftigten. Den Schluß macht ein vortrefflich geschriebener Aufsatz des Herausgebers über die Lehrjahre Philipps II-, worin erzählt wird, wie Karl V. seinen Sohn iu die Verwaltung seiner Länder und in die Fragen der großen Politik einführte und wie Philipp hierbei, zumal in der Wiederherstellung des katholischen Glaubens in England, unleugbares Geschick bewies.
Möchte das treffliche Buch, welches seine Aufgabe, das Interesse an ernster historischer Forschung in weitereit Kreisen zu beleben, in rühmlicher Weise erfüllt, recht viele Leser finden!
Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig. Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Reudnitz-Lcivzig.