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Drei Antworten.
der vorgestellten Netzhaut kann sonach gar keine Rede sein. Es wäre dies die paradoxeste Annahme, die es giebt. Wie soll denn nun erst ein so fabelhafter Vorgang wie die sogenannte Projektion dazu gehören, um die vorgestellten Außendinge außerhalb des ebenfalls bloß vorgestellten Kopfes erscheinen zu lassen? . . so würde sich daraus als wahrscheinliche Ansicht von der Wirklichkeit der Dinge eine fremdartig kolossale Vorstellung ergeben. .. abenteuerlicher Anstrich . . .
W. Göring, Raum und Stoff, 1376, S. 100: Ich bin von diesem gesehenen Baum 20 Schritt entfernt. Wie dann aber?
Wundt, Vorlesungen über die Menschen - und Tierseele. 1863, I. S. 270: Wenn ein Mensch von 6 Fuß Höhe in einiger Entfernung von mir steht, so ist sein Bild in meinen Augen vielleicht eine Linie groß. Sehe ich den Menschen darum wirklich in der Größe einer Linie ? Gewiß nicht. — W. Göring, ci. a. O., S. 25: Da sah man ja ein solch hinübergewandertes Bildchen vor sich, nun brauchte es ja nur noch vom Augennerv bis zum Zentralsitze fort geleit et zu werden. — Wundt, a. a. O,: Davon also kann keine Rede sein, daß ich die Bilder im Ange unmittelbar vorfinde.
W. Göring, a. a. O.: Nur schade, daß dieses Bildchen stark verkleinert und gegenüber den äußeren Gegenständen verkehrt war. Welche Mühe machte man sich nun mit dem eingebildeten Problem, wie dann die Seele, die in ihrem Zentralsitz das natürlich noch umgekehrte Bildchen empfängt, es doch aufrecht iu der natürlichen Größe vorstellen können. S. 85: Doch gilt das Gesagte unzweifelhaft auch für den Gehörssinn . . . es giebt sicherlich einen Hörraum, und dieser ist nirgends anders als in uns.
ist also die Vorstellung? Ich antworte: in keinem Teile des Organs. So lange man meint, daß die Vorstellungen in unserm Kopfe sind, kommt man zu den ungeheuerlichsten Folgerungen . . . da muß mau dann annehmen, daß ein Naumvergrößerungsvermögen dem Gehirne beiwohne. Oder man sagt, die Vorstellung des 8 Fuß hohen Schrankes sitzt im Kopfe; nun ist aber der gesehene rote Schrank 20 Fnß entfernt, also heißt es, man Projizirt seine Vorstellungen iu einen Sehraum hinaus, uud es ist dann eine lustige Frage ic.
Da nämlich der rote Schrank 3 Fuß hoch ist, meine Augen aber nur 2 Centi- meter breit und mein Sehnerv nur ^4 Centimeter dick, entspricht die Frage, woher kommt es, daß ich einen Raum von 8 Fuß sehe, welcher doch nicht durch den Zentimeter dicken Sehnerv übergeflossen sein kann. . . .
Aber es wird doch nicht jemand im Ernste behaupten wollen, er oder das Kind sähe den Schrank in seinem eignen Kopfe oder in seiner eignen Netzhaut drin.
Als ob die Natur uns aber geradezu ärgern wollte, stehen alle Bilder in der Retina auf dem Kopfe gezeichnet, und wir armen Menschen müssen diese Bilder nun umdrehen, um die Gegenstände richtig zu sehen.
Der Wirrwarr wird aber noch größer, sobald man bemerkt, daß nnn auch das Ohr einen Gehörraum :e. ...