Die Grafen von Altenschwerdt.
Roman von August Niemann (Gotha). (Fortsetzung.)
ie Frau betrachtete das Goldstück und betrachtete die Dame, aber antwortete noch immer nicht. Sie konnte sich nicht von dem Argwohn losmachen, daß dies Ereignis zwar im Anfang freundlich aussehe, aber gewiß eine Zitation vor Gericht zur Folge haben werde. Dieser wunderschöne, glänzende Anzug, dieser Diamantenblitz in der Agraffe unter der schwarzen, wallenden Feder, dieses stolze Gesicht waren etwas zu ungewöhnliches in ihrer Behausung, als daß es etwas gutes hätte bedeuten können.
Ich weiß nicht, antwortete sie wieder.
Gräfin Sibylle kniff die Lippen zusammen und schoß einen Zornesblick auf das blasse Gesicht hinab. Dann wandte sie sich und gewann wieder die Thür, wo sie in der reinern Luft aufatmete. Ein alberues Volk, murmelte sie. Heda! rief sie ihrem Führer zu, komm herein und sprich du mit der Frau. Sie behauptet, nicht zu wisfen, wo ihr Mann ist. Sag ihr, daß ich herumgehe, um Almosen auszuteilen, und daß ich wissen will, wo Claus Harmsen ist.
Der Bursche näherte sich in einiger Verlegenheit ob dieses Auftrags, ging aber in das Haus, während die Gräfin im Hofe blieb, und sprach im Dialekt der Gegend mit der Frau am Herde.
Sie meint, er würde wohl im lustigen Seehund sein, meldete er dann zurückkehrend.
Was ist das?
Der Bursche erklärte ihr, der lustige Seehund sei eine Schenke drunten am Wasser, abseits vom Dorfe, wo die Schiffer verkehrten, und Gräfin Sibylle erklärte nach einigem Sinnen zu seinem Erstaunen, daß sie Claus Harmsen dort suchen wolle.
Grcnziiotcn I. 1S83. S8