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Zu», musikalischen Konversationslexikon.
Cantor und vierter Lehrer am Gymnasinm nach Lemgo, wo er von 1800 bis 1806 zugleich den Unterricht in Mathematik in den beiden oberen Classen übernahm. Im Jahre 1306 ging er mit seiner Schwester, der bckantcn Sängerinn Charlotte Hciser, auf Reisen und beschäftigte sich von jener Zeit an fast ausschließend mit Musik, vorzüglich mit wissenschaftlicher Kenntniß derselben im Allgemeinen, mit Compvsitivnen und dem Studi»m des Gesanges. Vom Jahr 1306 bis 1813 »erlebte er 6 Jahre in Neapel, Rom, Sieua, Florenz, Bologna, Mailand und 1 '/z Jahr in Wien, Müucheu n, a, O. Als sich 1813 seiue Schwester iu Rom verhei- rathete, ging er nach Lemgo zurück, wo er bis Anfang 1317 in seinen frühern Verhältnissen lebte, außerdem aber noch mit den Schülern der beiden obern Classen einige italiänische Dichter nnd Prosaiker las. Anfang 1817 ward er nach Weimar berufen, um ein neu zu errichtendes Theater-Chor zu bilden, angehenden Sängern des Theaters in ihrem Studium behülflich zu sehn, bei den italiänischen Opern zu wirken und den beiden Prinzessinnen Unterricht in Musik zu ertheilen,*) Diese Geschäfte versieht er bis jetzt zur Zufriedenheit seiner Vorgesetzten und würde keine Ursache haben, eine Veränderung seiner Lage zn wünschen, wenn ihn nicht besondere Neigung zu der crnstern Gattung der Kirchenmusik hinzöge, für welche er aber eben in seinen jetzigen Verhältnissen wenig thätig sehn kann, Ucbrigens Host er »och, daß es ihm gelingen werde, an einem großen Orte in einem größeren Wirkungskreise nützlicher zu seyn.
Außer einigen mathematischen Abhandlungen früherer Zeit, mehren Aufsätzen nnd Recensionen in der Leipziger Musikalischen Zeitung erschien von ihm Ostern 1822 „Versuch einer systematischen Uebersicht der Gesangslehre" aus der Musikalischeu Zeitung abgedruckt — und an Compositioueu, deren aber sehr viel mehre und bedeutendere noch im Manuscript liegen, folgendes:
1. vocliei LsMwIIs Wxrieeiosotts vor il?k. 2 Hefte, Leipzig bei Breitkopf nud Härtel. Reeensirt in der Lcipz. Mus, Ztg, 1817. Nr. 9.
2. II NiMi'öi'o. Nusioa. n, 4 voei. Ebendas., Receus. das. 1818. Nr. 42.
3. (Äpi'ieoio vor il?k. voll' ^<-e. äol yniu-tstto. Ebendas., Recens. das. 1319. Nr. 13.
4. Lillvs Mg'inÄ. Für 4 Singstimmen und Pf. Ebendas., Rec. das. 1819. Nr. 19.
5. Su-lve lis^init. Für 4 Singstimmen. Ebendas., Rec. das. 1320. Nr. 15.
6. Zwölf Gesänge für Sopran und Pf. Ebendas., Rec. das. 1819. Nr. 31.
7. KoniltÄ per il ?k. solo. Ebendas.. Rec. das. 1821. Nr. 42.
8. Kyrie uud Gloria für 4 Singstimmcn. Leipzig bei Hofmeister.
9. Ic- äsum Ia,uclg.wu8. Für Männerstimmen. Ebendas.,
10. Variationen für das Pf. über „Uel eor m'u ncm mi scmto," Ebendas.,
11. Overwrs, für volles Orch. Nr. 1. Offenbach Andrs.
12. - ... Nr. 2.
Starke Hoffnungen auf die erledigte Stelle scheint sich Reißigcr gemacht zu haben, wiewohl er damals erst 25 Jahre alt war. Er war, wie er selbst in seinem Anhalteschreiben erwähnt, bis 1819 Schichts Schüler in Leipzig gewesen, hatte auf desfeu Verwendung von Leipziger Kunstfreunden auf drei Jahre je 600 Thaler Unterstützung zur Fortsetzung seiner Studien erhalten und war dann nach Wien und München gegangen. In Wien hatte er sich namentlich
Die beiden Prinzessinnen waren die nachmalige Prinzessin Carl von Preußen und — die gegenwärtige deutsche Kaiserin.