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Die Grafen von Altenschwerdt : Roman : (Fortsetzung).
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Sie Grafen von Altenschwerdt.

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Das ist anders gemeint, mein gntes Tnntchen. Die Bibel meint, niemand könne Gott dienen nnd dem Mammon, und das ist auch richtig. Aber wer in einer und derselben Richtung arbeitet, so daß alles, was er thut, demselben Zwecke dient, der kann vielerlei nebeneinander treiben. Meine Unternehmungen dienen alle einem einzigen großen Zwecke, nämlich dem Wohle des armen Volkes,

Alle Hagel! rief der Inspektor,

Gewiß thun sie das, versetzte Rudolf, Wem zu Gefallen habe ich mit un­endlichen Mühen die Gewerbebank gegründet? Etwa mir, der ich mit kleinem Gehalt die oberste Verwaltung leite? Nein, den tcmsenden von kleinen Leute» zu Gefallen, die hier ihr geringes, sauer erworbenes Kapital sicher und lohnend anlegen können. Wem dient die Zeitung? Eben diesem Volke, dessen Inter­essen sie vertritt. Für wen errichte ich Fabriken? Für eben dies arme Volk, das darin Arbeit findet und zugleich das köstliche Geschenk der persönlichen Freiheit bewahrt, einer Freiheit, die ihm unter dein Druck des Grundbesitzes verloren gehen würde. Und habe ich nicht, abgesehen von diesem eigentlichen armen Volke, gar manchem verdienten Manne, der Schiffbruch erlitten hatte im Lebenssturm, neue Lebenslust mit einem neuen Wirkungskreis verliehen? Da ist der katholische Priester, der in natürlicher Empörung gegen die Tyrannei des Cölibats sich verheiratet hatte und nun einer der Direktoren der Gewerbe­bank ist, da seht ihr

Entschuldige, daß ich dich unterbreche, sagte Millicent, Der Koch sagte mir heute Morgen, sein Sohn, der jetzt das Gymnasium durchgemacht hat und uach Hause gekommen ist, und der, wie sein Vater behauptet, ein sehr intelligenter junger Mann ist, suche eine Stelle an einer Zeitnng, da er eine uuüberwiud- liche Neigung für die Literatur habe. Konntest du ihn vielleicht gebrauchen?

Sehr intelligent? fragte ihr Bruder dagegen. Paßt mir nicht in die Zei­tnng. Mir ist der Dr. Glock schon viel zu intelligent. Ich brauche sür meine Zeitung Sitzfleisch, die Intelligenz habe ich selber. Aber laß ihn herüberkommen, ich will ihn mir ansehen.

Millicent wußte, wie gern ihr Bruder bedrängten oder suchenden Leute:? zu Hilfe kam. Sie glaubte gleich ihm selber, daß nur sein gutes Herz ihn dazu triebe. Ich kann ihn jetzt gleich holen lassen, sagte sie und sandte das Mädchen hinüber ins Schloß.

Warum will denn der junge Mensch nicht lieber auch Koch werden? fragte ihr Bruder.

Ja siehst du, er hat eine gelehrte Bildung erhalten, weil sein Vater etwas besseres aus ihm machen will, als er selber ist. Und der Junge selber hat einen ganz besondern Trieb für die Wissenschaft. Zum Studiren freilich langt das Geld nicht.