Beitrag 
Universitätsferien.
Seite
121
Einzelbild herunterladen
 

Universitätsferien.

121

Wir den deutschen Universitätsprofessor gegenwärtig sehr thätig. Da giebt es wissenschaftliche Excursioncn, um irgend einen Fund in Augenschein zu nehmen oder eiu Gutachten abzugeben, Congresse mit und ohne Damen, Universitäts­oder Collegenjubiläen, Grundsteinlegungen und ähnliche Anlässe, die mit dem Lehrberufe doch uur in sehr losem Zusammenhange stehen. Oft reist ein Pro­fessor zu einempopulären Vortrage," für den ihu eine Privatgesellschaft gegen gutes Honorarengagirt" hat, hundert Meilen weit mitten im Semester; ein andrer noch weiter, um sich bei der Krankheit irgend eines reichen Mannes consultiren zu lassen. Ob dies alles auf Zeitmangel deutet, sei dahingestellt. Uns interessirt hier nicht, wie der Universitätslehrer über seine freie Zeit ver­fügt, sonder» wie dem Studenten Gelegenheit geboten wird, seine Studienjahre möglichst vortheilhaft auszunützen.

Betrachten wir zu diesen: Zweck den Verlaus eines akademischen Jahres, wie derselbe sich beispielsweise auf bairischen Universitäten gestaltet.

Das Schuljahr der bairischen Gymnasien schließt ansang August, iu der Regel am achten. Die akademischen Vorlesungen beginnen frühestens am 3. No­vember, gewöhnlich noch einige Tage später. Der künftige Student, der eben fein Abiturientenexamen gemacht hat und die Zeit herbeiwünscht, seine Berufsstudien Au beginnen, ist daher von vornherein zu einer dreimonatlichen unfreiwilligen Muße verurtheilt. Er sitzt während derselben entweder seinen Angehörigen zur Last oder verzehrt vielleicht sein kümmerlich gemessenes Einkommen. Da er zum Nichtsthun und zur Langenweile förmlich gezwungen ist, so wird nicht selten während dieser Zeit der Grund zum Wirthshauslcben bei ihm gelegt und sein Lerneifer merklich abgekühlt. Endlich beginnen die Vorlesungen. Aber nach etwa ^-'wöchentlicher Dauer endigen sie bereits wieder: die Weihnachtsferien treten w ihre Rechte, und zwischen dem 15. und 20. December schließen sich auf Wenigstens vierzehn Tage die Pforten der Hörsäle. Darauf werden die einige Tage nach Neujahr wieder aufgeuommenen Vorlesungen bis gegen Mitte März fortgesetzt. Dann schließt ohne Rücksicht aus den Ostertermin das Winter­semester. Die nun beginnenden Osterferien haben eine Durchschnittsdauer von sechs Wochen, da vor Ende April wohl kein Docent es unternehmen wird, seine Vorträge zu eröffnen. Die Mediciner beginnen in der Regel nicht vor dem 1- Mai. Das Sommersemester, durch einige Tage Pfingstferien unterbrochen (wo solche äs ^urs nicht bestehen, werden sie von den Studirenden äs taetc gemacht), endet allgemein in den ersten Tagen des Angust, um dann wiederum

dreimonatlichen Ferien Raum zu machen.

Eine einfache Addition obiger Zahlen ergiebt bereits eine fast fünfmvnat- "che (!) Dauer der jährlichen Universitätsferien. Dieser Zeitraum wird aber noch überschritten, wenn wir die Festtage hinzuzählen, an denen gewohnheits­mäßig die Vorlesungen ausgesetzt werden. Es sind dies an den bairischen (und sonstigen katholischen) Universitäten folgende:

Grenzboten IV. 1881. 16