Beitrag 
Ungedruckte Goethiana zur Theatergeschichte.
Seite
109
Einzelbild herunterladen
 

Uuizedruckte Goethiaua zur Thoatergvschichte.

109

einer Anzeige vom 30sten Juny dieses Jahres ein von der Chur Fürstl, Süchß, Stifts-Regierung zu Mcrseburg crlaßenes Reseript mitgetheilt, worüber man sich nnnnichr folgendermaßen erklären kann.

Sr, Durchlaucht der Herzog haben die hiesige Hof-Schauspieler-Gesellschaft nach Abgang des Schauspiel-Directors Bellomo^) errichten lassen, so daß dieselbe njcht ans ihr Risico Vorstellungen giebt, sondern die in Weimar, Lauchstcdt und Rudolstndt gemacht werdenden Einnahmen in eine unter dcrJutendnnz der Fürstl, Hof- Thenter-Coimnissivn stehende Casse kommen, aus welcher die zu Unterhaltung des Theaters erforderliche» Ausgaben bcstritten und die fehlenden, oft beträchtliche Summen aus andern herrschaftlichen Casscn zugeschossen werden. Das Bellomoische Schauspiel-Hauß in Lauchstedt haben Sr, Durchl in des hiesigen Capellmeisters Kranz Nahmen acquirircu lassen, mithin gehört es nicht der Gesellschaft; auch kann dieselbe, da sie nichts auf ihr Risico thut, kein neues erbauen. Die Fürstl, Hof- Theater-Commission ist nun uach vorgängiger unterthänigstcr Berichts-Erstattung mittelst des in Abschrift beigefügten gnädigsten Rescripts vom 14 SeMu^) dieses Jahres nntorisirt und angewiesen- worden, den Bau des Schauspiel-Hauses in Lanchstedt unter Bedingungen führen zu lassen und es wird, so bald von Seiten der Churfürst!, Sächß, Stifts-Regierung zu Merseburg die erlangte Zusicheruug über diese Bedingnisse eingegangen seyn wird, ungesäumt zum Wercke geschritten werden

Der Chur Fürstl. Sächß, Amtmann Herr Rothe») zu Lauchstedt wird daher hiermit ersucht, ermeldetcr Churfürstl, Sächß, Stifts-Regierung zu Mcrseburg diese Erklärung gefälligst zu eröffnen, Sissn, Weimar den 15 September 1301 Fürstl, Hof-Theater Commißion das, (gcz,) I, W. v, Goethe G, L, v Luck, I, Kirms

F, Burckhard.

6.

Durchlauchtigster pp. Einem bey bedeutenden Theatern unbestrittenen Herkommen gemäß, ist der Vertrieb von Getränken uud Erfrischungen in unserm Schauspielhause zu Lauch­stadt an den Conditor Richter daselbst, seit dessen Erbauung jedoch nur am Abend der jedesmaligen Vorstellung auf mehrere Jahre verpachtet gewesen; es beschwerte sich erst im vergangenen Jahre darüber Johann Jacob Oeckcrlein>) daselbst bey dem dasigen Churfürstl, Beamten ans dein Grunde weil ihm als Pachter der Brnnnenwirthschaft zu Lcmchstädt, das Recht, auf den zu den Brunnen gehörigen Plätzen und Anlagen, alle und jede Arten von Getränke und Erfrischungen feil zu haben ausschließend zustehe Ans erstatteten Bericht an die Churfürstl, Cammcr zu Merseburg wurde vou diesem hohen Collegio unterm 20 Juny 1805 rescribirct:

') Bit! Bellomosche Gesellschaft spielte in Weimar zum letztenmal,! am S, April 17S0,

') Carl August wünschte in diesem Rescriptc, daß, wenn die Weimarischeu Schauspieler Lauchstädt nicht'mehr besuchten, das neuzuerbauendc Schauspielhaus nicht abgerissen zu werdcu brauche, souderu der fvlgcudcu Gesellschaft veräußert werdeu dürfe, Dies geschah ?uch später. Das Weimarische Schauspielhaus, welches am 26, Juni 1302 eingeweiht wurde, lieht bekanntlich nach iu Lauchstä'dt, Der Bau kostete etwa 12 000 Thaler, Die Weimarische Gesellschaft spielte, nachdem der Coutract gelöst war, am 7, August 1814 iu Lauchstiidt zum letztcumale, Sie besuchte schließlich Lauchstiidt nur uach au einzelnen Tagen vou Halle aus, wo man permanent Vorstellungen gab, (Vgl, die beiden Aufsätze über Lauchstädt und sein Theater iu Nr, 2S und der diesjährigen Grcnzbotcii, Die Red,)

°) Goethe pflegte bei sciucm Aufenthalte in Rothes Hause zu wohncu,

^) Aeckerleiu aus Leipzig,