Ethnologie und Lthi?,
71
sie nicht ignorircn kann, aber doch gar zu häufig nur in einseitig metaphysischer Weise grnppirt. Zwischen diesen beiden erbitterten Gegnern eine Fülle von mehr oder minder scharf charakterisirten Factoren, die das ihrige dazu beitrage», den epigonenhaften und andrerseits von chaotischen Ideen fieberhaft erregten Znstand des philosophischen Denkens zu vermehren. Eine Strömung aber, die täglich an Boden zu gewinnen scheint, verdient es besonders, aus dieser bunten Musterkarte herausgehoben zu werden, der Monismus. Nachdem vor allem die physiologischen Untersuchungen die Abhängigkeit unseres psychischen Verhaltens von ganz allgemein wirksamen Gesehen gelehrt hatten, fragte es sich für den erkenntnißtheoretischen Standpunkt, inwiefern jene naturwissenschaftlichen Vorstellungen sich als Anhaltepunkte für die Reorganisation einer neuen Weltanschauung verwenden ließen. Die letzte, dem Experiment und der Vergleichung erreichbare Thatsache auf dem Gebiete der Psychologie war die stetige und unausbleibliche Cvrrcspondenz der Bewegung und Empfindung in jedem lebendigen Wesen. Aber eben dieses unerschütterliche Factum gab schon zu den heftigsten Differenzen Anlaß. Denn mit der Cvnstatirung jenes Zusammenseins der erwähnten Eigenschaften glaubte eine enthusiastische, namentlich darwinistischcn Einflüssen gehorchende Denkart den Stein der Weisen gefunden zu haben und der Welt die endliche Lösung Jahrhunderte lang vergeblich erprobter Probleme verkünden zu können. Mit beredter Sprache, fast mit dichterischem Schwünge hat namentlich Ludwig Noirv in verschiednen Schriften diesem Gedanken einen Aus- drnck verliehen, und wir glauben gern, daß seine Aeußerung: „Mit Freuden habe ich von tüchtigen Denkern vernommen, welche Klarheit meine Definition in ihren Köpfen geschaffen und wie sie erst jetzt die großen Verdienste Kants recht zn würdigen verstünden" (Monistische Erkenntuißtheorie, S. 12), dnrchans kein fadeö Selbstlob invvlvirt. Was kann nämlich einfacher und verständlicher sein, als diese Theorie? Lassen wir Noiro selbst für sich sprechen: „Empfinden und Bewegen, Geist und Materie, Wille und Kraft sind alle nur Abstraetionen, deren Hypvstasirnng die Ursache unendlichen Irrthums ist. Sie find stets vereinigt in einem Monon und bezeichnen dessen innere und äußere Eigenschaft. Hier zuerst ist der uralte Streit zwischen Idealismus und Realismus ausgeglichen. Die Erscheinung ist nicht mehr bloßer Schein; denn sie geht mit Nothwendigkeit ans der innern Eigenschaft der Dinge hervor. Wir können diese innere Eigenschaft zwar nicht messen, wägen, berechnen — sie ist transcendent — aber wir können sie mitempfinden; denn es giebt nur einen Geist in der Welt, wie es auch nur einen Stoff giebt." (Ebd.) Alles scheinbar in bester Conse- qucnz, und doch eben nur scheinbar; denn eö ist ein leicht verständlicher Irrthum, mit jener Hervorhebung der stetigen Vereinigung von Empfindung und Bewegung iu einem Monon eine wirkliche Erklärung für diese Erscheinung geschaffen zu haben. Was auf Gruud der sorgfältigsten physiologischen nnd Psychologischen Forschungen gefunden worden, das ist eben jene Thatsache, daß der