Beitrag 
Die Lösung der Wallensteinfrage.
Seite
371
Einzelbild herunterladen
 

Die Lösung der walleustcinfrage.

371

lcmdes. Schebek glaubt, daß ihn dabei die Leidenschaft verblendet habe; wo ihm das aber nicht auszureichen scheint, meint er, Slnwata habe an Verfvlgungs- wahnsinu gelitten. Freilich fragt er sich selbst, ob ein solcher mit einer so außer­ordentliche» Schlauheit und Umsicht, wie sie der Verfolger entwickelt, auch ver­einbar sei. Die Beantwortung schiebt er Psychologen und Irrenärzten zu. Er selbst begnügt sich die Eigenheiten Slawatas, die als Symptome einer Geistes­störung in Betracht gezvgen werden könnten, mitzutheilen.

Mit der Annahme eines solche» Verfolgers läßt sich natürlich jeder Flecken Wallensteins abwasche». Aber, selbst angenommen, dieser Slawnta habe existirt, ist es möglich, daß ein Mensch Tanscnde von wohlunterrichteten und klarsehenden Männern täuschen und sie zwingen konnte, durch seine Brille zu sehen? Ist es möglich, daß ein einzelner ans weiß schwarz machen konnte, und zwar der Art, daß zweihundert und fünfzig Jahre lang die Welt im Irrthum leben konnte über Ereignisse, die doch auf offener Bühne sich abspielten? Ist es endlich mög­lich, daß eine solche verleumderische Persönlichkeit, die zu ihren Zwecken ihre Fäden nach allen Seiten spann, Jahrhunderte hindurch unbekannt bleiben konnte? Auf diese Fragen erhalten Nur von Schcbek keine Antwort.

Schließen wir eine kurze Betrachtung derjenigen Ereignisse an, welche Wallen­steins Katastrophe vorangingen, und sehen wir, wie Schebek die Schuld hier von seinem Helden abzuwälzen sucht. Mit vollster Wahrscheinlichkeit hat bereits Hallwich in dem vbengencmnten Werke den Nachweis geliefert, daß alle Unter­handlungen, welche Wallenstein während des Jahres 1633 geführt, im EinVer­ständniß mit dem Kaiser ersolgt seien. Schebek hat noch manches werthvolle znr Unterstützung dieses Beweises augeführt. Erst der Umstand sagt Hall­wich, daß der Herzog des Kaisers Vertrauen einbüßte, daß er fühlte, wie die Kluft zwischen ihm nnd dem Oberhaupte des Staates sich von Tag zu Tag erweiterte, habe ihn nach Eger getrieben, um von hier aus in Verhandlung mit Schweden und Sachsen zu treten. Hier habe ihn das Verhängniß ereilt. Den Angelpunkt in der Schuldfrage des Herzogs werden also die Verhandlungen zu bilden haben, die im Beginn des Jahres 1634 mit Sachsen, Schweden und Frankreich geführt wurden. Bezüglich der letztern ist Wallenstein nach Hallwich's und Schebeks Untersuchungen wohl freizusprechen, bezüglich der übrigen ist auch von Schebek der Beweis für die Unschuld nicht erbracht worden.

In dem verhänguißvollen Ritt nach Eger hat man bisher auch von der­jenigen Seite, die Wallenstcin günstig ist, dasUmtreten des Herzogs zum Feinde" gesehen. Schebek will diese Auffassung nicht gelten lassen. Wallenstein, sagt er, habe nach einem gesicherten Punkte gesucht, um von da aus eine Verein­barung über die seit längerer Zeit angebotene Niederlegung des Gcneralats unter angemessenen Bedingungen zu erwirken. Wenn es aber nur dies galt, warum verhandelte dann der Herzog, der des Einverständnisses mit dem Feinde be­schuldigt wurde, noch weiter mit Schweden und Sachsen? Sein Anwalt erklärt