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weisen, die man iu der Regel mit der größten Mühe ersinnt, um ein deut- scheS Volksfest auf die Beine zu bringeil; nnd wie könnte es anders sein, da das ganze Vergnügen, welches das Volk genießen soll, nur ein forcirtes sein kann? man fragt ja nicht nach dem Geiste nnd 5en höheren Bedürfnissen des Volkes, man fragt nicht nach dein, wofür sich der gesunde Sinn des Volkes am meisten interessirt, man will ja eigentlich nicht seine Begeisterung, man will nicht, daß es sich als Volk, als ein Ganzes freue, — man nennt schon das Fest ein gelungenes, wenn nur mannichfache Gelegenheit, je nach dem Geschmacke des Einzelnen, geboten wird, sich einmal zn vergnügen; findet der Eine Gefallen am russischen Rntschberge, so mag er rutschen, will der Andere einmal einen Begriff vom englischen Rennen erhalten, so mag er dem Rennen zusehen oder selber rennen nnd auf gut Deutsch bietet sich allenthalben Gelegenheit dar, viel zu essen nnd nicht wenig zn trinken; kurz hat Jeder den Gaul gefunden, aus dem er gerne reiten möchte, so war es eiu herrliches Volksfest. Damit vergleiche man nnn ein Volksfest in der Schweiz: wie einfach nnd natürlich entwickelt sich Alles; das Schießen, bedeutungsvoll für ernste Zeiten nnd andere körperliche liebungen bilden den Mittelpunkt, die Schützen werden geladen und Schütze oder Schützenfreund ist in der Schweiz jeder Manu, der das Herz auf dem rechten Flecke hat, er bringt nicht allein seineu Stntzen, er bringt auch jenes mit.
Ein solches Fest mnß selbst ans einen Thcilnchmer aus fremdem Lande einen unauslöschlichen Eindruck hervorbringen. Ich hatte die Schweiz durchreist, das Land, welches man schon als Knabe dereinst zn sehen wünscht, ich habe auf dem majestätischen Nigi gestanden, die himmelanstrcbendcn Berge mit ihren eisigen Gletschern gesehen, zn meinen Füßen unzählige Seee, ich habe manches liebliche Thal durchwandert, in der Frühe nnd am Abende auf das melodische Geläute der an den Bergen weidenden Hcerden gelauscht, das Alpenhorn der Sennhirten hört' ich ertönen ans wirklicher Alpe. So kam ich auch nach Svlothurn und wie der Gießbach dort an dem Brienzer See im wilden Drang herunterstürzt und Alles mit sich reißt, was er auf seinem Wege findet, so riß mich hier die Begeisterung froher Männer fort, und denke ich oft nnd gerne an die Schweiz znrück, so gedenke ich vor Allem des Festes in Solvthnrn.