Die Kornfcage in Tyrol.
Es ist ungefähr ein Jahr her, daß die Augsburger allgemeine Zeitung einen Aufsah „von der Donau" brachte, der über die gegenwärtige Cereal- krise in Europa mit nächster Beziehung auf Oesterreich, sich ausließ. Der halbamtliche Verfasser gab sich Mühe zu zeigen, nicht daß wir Theurung der Lebensmittel — wie er meinte auf 8 Monate — wirklich haben — dies gestand er als eine Thatsache zu; auch nicht daß Hilfe erwünscht und wohlthätig wäre, sondern daß die Staatsverwaltung sie nicht schaffen könne und nicht solle. Die Behauptung mochte dem Redner wohl selbst etwas sonderbar dünken; aber was muß man nicht Alles von Amtswegen thun. Er loste seine Aufgabe so gut es nur möglich gewesen, und seine erkünstelte Beruhigung steckte so an, daß unsere StaatSvcrwalter bisher auch ruhig waren. Zeigte der Mann doch, daß die Theurung oder Cercalkrise! nur „opi- nelle" Gründe habe, wider welche ein Einwirken der Regierung nichts fruchten, sondern nur schaden könne, weil allgemeine, die naturgemäße Entwickelung des Verkehrs hemmende Maßregeln bedenklich, ja gefährlich seien; sagte er doch überzeugend „Erkünstelte Ursachen, welchen man eine „Verstärkung der Ungunst der Verhältnisse zuschreiben könnte, bestehen bei „uns keine; der Getreidehandel ist ein freies Gewerbe, jeder kann kaufen, „und verkaufen, wann und wo er will." Das ist allerdings eine treffliche Freiheit für solche, die Geld haben. Darauf aber und daß im November v. I. die Verzweigungen der großen europäischen Geldkrise, welche ebenfalls aus die Getreidepreise erhöhend wirkt und den Verkehr beschränkt, von unserm Staate möglichst ferne blieben, läßt sich doch kanm der Sich gründen, daß in dieser Richtung der Staatsverwaltung nichts mehr zu tlmu übrig sei. Grade in dem Punkte der weiter gesponnenen Behauptung jlmcs Artikels, daß der Getreideeinfnhrzoll höchst gering und dessen Aufhebung ohne Nutzen für den Unterthan und nur mit Einbuße für die Staatskasse verbunden wäre, liegt für uns in den jetzigen Umständen der Vorivurf zu einer
16*