Max Maria von !vol>er.
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im eigentlichsten Sinne des Worts. Dann ging er nach Belgien und England, wo man die Techniker in der Weise der alten Künstler dadurch zu bilden suchte, daß sich die jüngcrn Befähigungen und Kräfte an die Meister der neuen geistigen Weltmacht anschlössen, in den Bureaus und bei den Unternehmungen der großen und namhaften Ingenieure mit arbeiteten. Mnx Maria von Weber fand Aufnahme bei Jsmnbert Brunel, der den Themsetuunel, die Great-Western-Eiscnbahn (von London nach Bristol), die Kettenbrücke von Hungerford uud die riesigen Docks von Cardiff und Sundcrland geschaffen und zu Anfang der vierziger Jahre die zahlreichsten und größten Aufträge nächst Stephenson hatte. Die Vortheile, welche ihm sein Aufenthalt in England gebracht, schlng unser Ingenieur auch in spätern Jahren so hoch an, daß er eine entschiedne Vorliebe für die Art der englischen Jngenieurbildung bewahrte und bis zur Ungerechtigkeit, ja bis zum Vergessen trieb, daß sich die eigenthümlichen Verhältnisse Englands nicht Wohl nach dem Continent und am allerwenigsten nach Deutschland übertragen lassen. Während der Zeit seiner englischen Studien hatte er auch eine Pflicht zugleich herzerhcbender uud Herzbedrückelider Pietät zu erfüllen, er besorgte die Verhandlungen, nach denen die Leiche seines gefeierten Vaters der Gruft in St. Mary in Mvvrfieldö, in der sie 1826 bestattet worden, entnommen und nach Dresden überführt wurde. Nach seiner Heimkehr ans England begann für ihn die Zeit der praktischen Wirksamkeit. In verschiedncn Stellungen war er an verschiednen der damals neu entstehenden Eisenbahnen thätig, Ausgang der vierziger Jahre, um die Zeit seiner Vcrhcirathung, bekleidete er das Amt eines „Maschinenmeisters" der Chemnitz-Riesaer Eisenbahn. Damals veröffentlichte er auch seine ersten literarischen Arbeite», von denen die kleinen Schriften „Das Cen tratst) stem" und „Das Tantiömesystem" Zeugniß für seine wirthschaftliche Bildung, andre Veröffentlichungen für eine gewisse poetische Begabung, ein höchst eigenartiges poetisches Naturell ablegten. Einen so modernen praktischen Beruf sich der Sohn deS romantischen Componistcn erwählt uud so glücklich dies im ganzen für ihn gewesen: ein Anhauch von der Nomantik des Vaters war doch auf ihn übergegangen und trat nicht nur in formell schöneil Sonetten, in dem (1852 heraus- gegebuen aber viel früher entstandnen) Romanzeueyelus „Rolands Gralfahrt", sondern in manchem. Zug seines Lebens und Genießens, namentlich auch iu der immer gleich frischen unermüdlichen Wander- und Reiselust zu Tage.
18S0 trat Max von Weber in deu sächsischen Staatsdienst und zwar als Directvr der eben damals neuerrichteteu Staatstelegraphen. Schon zwei Jahre später wurde er technisches Mitglied der Staatseiscnbahnverivaltung (zuerst als Directvr der sächsisch-böhmischen Staatseiseubahnlinie Dresdeu-Bvdeubach, dann mit dem Titel eines Finanzrathes als Glied der Generaldireetion der östlicheil