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Literatur.
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Literatur.

überraschen. Einen andern Vorzug hat die Ausgabe vor allen ihren Vorgängerinnen dadurch, daß sie die wichtigern Schlachten Cäsars durch Pläne verdeutlicht, welche das Terrain nnd die Aufstellung der kämpfcndeu Truppen tren wiedergeben. Ganz augenehm sind auch die beigegebnen Illustrationen, welche bestimmt sind, die ver­schiedensten Vorgänge aus dem Kriegsleben zn veranschaulichen. Die Wahl der Bilder, für welche die Motive von der für die Darstellung des römischen Kriegs­wesens eine reiche Ausbeute liefernden Trajanssäule zu freier Composition benutzt sind, scheint nns zwar nicht immer richtig. Die Zeichnungen, welche das Fouragireu, Wasser- und Holzholcn, die chirurgische Behandlung Verwundeter, das Einbringen von Gefangnen, ein Opfer im Lager, endlich einen Seehafen mit Kriegs- und Transportschiffen zur Anschauung bringcu sollen, sind nnsrer Meinung nach über­flüssig. Dagegen halten wir es für dringend geboten, einige taktische Bewegungen, z. B. deu Uebergaug vom Marsch zur Gefcchtsstellung oder den Marsch durch ein Defilc- dnrch Zeichnungen zu erläutern. Indessen wollen wir diesen Mangel nicht allzu stark betonen. Bei einer neneu Auflage kauu ihm ja leicht abgeholfen werden. In jedem Falle ist der Versuch, Cäsars Commentarieu mit Illustrationen und Schlachtenplänen zu versehen, mit Frcnden zn begrüßen. Wie traurig sah es doch iu dieser Hinsicht mit den bisherigen Ausgaben ans! Eine Karte von Gallien war alles, was dem Text des Schriftstellers und den Anmerkungen beigcgcbeu wurde. Für die Schlachten bediente sich Wohl der Lehrer der Napoleouischcu Karten, der Schüler aber war auf das von Kmupeusche Kartenwerk angewiesen. An sich waren zwar die Kampeuscheu Karteu recht gut zu beuützen, aber sie veranlaßten den Schüler zu einer neuen Gcldausgabc und waren, da er sie umbrechen mußte, um sie in das Buch legen zu können, außerordentlich vergänglich.

Einen weitern Vorzug der Rheinhardschen Cäsarausgabe finden wir darin, daß die beigegebnen Anmerkungen in überwiegender Mehrzahl sachlicher Natur sind. Nur an einigen wenigen Stellen, wo es das Verständniß des Schülers zu erfordern schien, hat der Herausgeber zu grmnmatischeu Erlänteruugeu gegriffen. Die Zeiten, in denen man dem Schüler die Geheimnisse der lateinischen Syntax an Cäsars Schlachtbulletins beibrachte, sind glücklicher Weise vorüber, nud während man früher zwei Jahre lang über zwei bis drei Bücher Cäsars herumiuterpretirte, gilt jetzt glücklicher Weise der Satz, daß die Commentarieu ganz durchgelesen werden müssen. Dadurch sind die vielen grammatischen Anmerkungen, wie wir sie in den ältern Ausgaben, vor allem in der neben der guten Kranerschen Ausgabe viel beuützten, aber wenig genügenden Dobcrenzscheu aufgespeichert finden, überflüssig geworden.

Zum Schlüsse wünschen wir der neueu Ausgabe eiu weniger plakatartiges Titelblatt und einen festern Einband. Der jetzige dürfte den Kraftübungen einer Tertianerhand kaum erfolgreichen Widerstand entgegensetzen.

Für die Redaction verantwortlich- Johannes Grunow in Leipzig. Vorlag von F. L. Hcrvig in Leipzig. Druck von Carl Marquart in Rcudnitz-Leipzig.