(Lhr. Gottfried Körner und I. G. Göschen.
von Adolf Stern.
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nter der verhältnißmäßig kleinen Zahl derjenigen deutschen Verlagsbuchhandlungen, die mit der eifrig durchforschten und beinahe bis zur letzten Einzelheit erläuterten Geschichte unsrer classischen Literaturepoche eug und vielfach verknüpft erscheinen, ragt bekanntermaßen auch die Firma I. G. Göschen in Leipzig hervor. Goethe, Schiller und Wieland, von minder erlauchten Namen zu schweigen, haben mit dem jugendlich aufstrebenden Verleger Verbindungen angeknüpft, die Firma Göschen veranstaltete die erste rechtmäßige Sammlung der Goethischen Schriften, druckte die große Gesammtausgabe der Werke Wielands, verlegte Schillers „Don Carlos", den „Geisterseher" nnd die „Thalia" und rief durch ihren „Historischen Calender für Damen" Schillers „Geschichte des dreißigjährigen Krieges" ins Leben. In der anschwellenden Literatur über unsere Klassiker taucht der Name Göschen demgemäß oft genug auf, und zwei besondere Abhandlungen „Zur Erinnerung an Georg Joachim Göschen" von Eh. G. Lorenz (im Jahresbericht der K. Sächsischen Landesschule zu Grimma von 1861) und „Wieland und Georg Joachim Göschen" von Karl Buchner (Beiträge zur Geschichte des deutschen Buchhandels. Drittes Heft. Stuttgart, Göschen, 1874) haben die Gestalt des interessanten Buchhändlers dem literarischen Publicum vertraut gemacht.
Seit der Veröffentlichung des Schiller-Körnerschen Briefwechsels war es nun auch kein Geheimniß, daß Göschen, als er um dieselbe Zeit, wo Schiller von Mannheim nach Leipzig und Dresden übersiedelte, sein Verlagsgeschäft errichtete, einen Gesellschafter zu eben dieser Buchhandlung an Schillers und seinem gemeinschaftlichen Freunde, dem Dr. ^ur. Christian Gottfried Körner gewonnen hatte. Die Geschichte dieser eigenthümlichen Verbindung, die unsers Wissens noch nirgends im Zusammenhang erzählt worden ist, enthält natürlich manche Züge zur Biographie der beiden in ihrer Weise hochbedeutenden Gesellschafter, daneben aber auch eine Reihe von Einzelheiten zur Charakteristik der Sturmund Drangperiode. Die Hauptquelle für die Kenntniß der Körner-Göschenschen „Societät" und ihrer Schicksale bilden die in der Dresdner K. Bibliothek befindlichen, nur zum kleinsten Theile literarisch benutzten Originalbriefe Dr. Körners an seinen Leipziger Socius; einzelne Punkte werden durch längst gedruckte Mittheilungen und Briefe erhellt.