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Feldmarschall Fürst Wrede.
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Energie annahm, welche der Machtstellung Baierns keineswegs entsprach, und am liebsten im Bunde mit Frankreich und Oesterreich sogleich Preußen mit den Waffen in der Hand angegriffen hätte. In dieser Frage wie in der Frage der Gebietserweiterung seines Vaterlandes hat Wrede wenig Glück gehabt.Auch hier," sagt sein Biograph,hat sein rücksichtsloses und überschätzendes Benehmen, namentlich gegenüber den betheiligten deutschen Fürsten, wesentlich zu dein un­günstigen Ausgange beigetragen."

Anch einen andern Tadel, den französische Historiker gegen den Fürsten er­hoben haben, kann Heilmann nicht zurückweisen, den der Unbotmäßigkeit und des Ungehorsams. Durch eine eigenmächtige Handlung Wredes gingen bei Ge­legenheit des russischen Feldzuges der bairischen Armee zweiundzwanzig Fahnen verloren, und so waren die Folgen der Rücksichtslosigkeit gegen die Befehle der Vorgesetzten nicht einmal günstige.

Wrede war durch und durch Soldat. Organisationstalent, Umsicht, die Fähigkeit raschen Entschlusses, Tapferkeit haben ihm niemals gefehlt. Er war ein wackrer Haudegen, ein tüchtiger Corpsgeneral, aber mit einem Gneisenau oder gar mit einem Blücher, mit dem man ihn gern in Parallele gestellt hat, läßt er sich nicht vergleichen. Zum Feldherrn wird der Soldat nur durch die Leitung von Massen und durch die Vertretung von großen Ideen. In letzterer Hinsicht köunen wir noch eher Tilly einen Feldherrn nennen, Wrede niemals. Tilly kämpfte als eifriger Katholik für die katholische Sache, Wrede kümpst gegen Franzosen, dann gegen Oesterreicher und Russen, dann wieder gegen die Franzosen. Er ist nicht Vertreter einer nationalen Sache, es ist ihm gleich- giltig, wer sein Gegner ist, nur im Dienste einer egoistischen Politik führt er seinen Degeu. Es muß uns schmerzlich berühren, daß Wrede anßer in seinen frühesten Kämpfen am Rhein nirgends eine deutsch-nationale Gesinnung zeigt. Daß er als bairischer General unter Napoleon seine Pflicht thut, wer wird ihm daraus einen Vorwurf macheu? Daß er aber mit stolzer Freude sich jeder Zeit in dem Kampfe gegen Deutsche hervorthut, daß ihm die Henkerarbeit, die er in Tirol vollziehen muß, nie sauer wird, daß die Briefe, die er während dieser Zeit an Napoleon schreibt, voll der plumpsten Schmeichelei sind, und er sich nie der schmachvollen Lage Deutschlands bewußt wird, das stellt ihn tief unter die Helden der Freiheitskriege. Sein Biograph hat dies gefühlt und macht deshalb einen Versuch in dieser Hinsicht die Ehre des Fürsten zu retten. Nachdem er geschildert, wie von Preußen her der Haß gegen die Fremdherr­schaft und die Liebe zum Vaterlande auch nach den süddeutschen Staaten den Weg gefunden, und wie in Baiern besonders die Professoren der Universität Lands­hut: Obst, Savigny, Schrenk, Winter, Sailer, Tiedemann u. a. als gewandte, rührige Vertreter des deutschen Gedankens und Bekämpfer der wenn auch