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Aus Karl Woermanns Kunst- und Naturskizzen. 2. Sevilla.
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gesehen haben", und die trockensten Engländer werden feurig, so oft sie uns von der Schönheit und Anmuth Sevillas erzählen.

Wir wissen von Sevilla nur, daß es eine reiche, in fruchtbarer Ebene ge­legene Handelsstadt und eine Stadt ist, welche viele schöne Kunstwerke in ihren Manern birgt. Worin ihre ganz besondern, alle Herzen bezaubernden Reize bestehen, sind wir neugierig zu erfahren; und auf der neunstündigen Fahrt von -laga nach Sevilla hatten wir Zeit genug, diese Neugierde zu nähren.

Die Strecke bis Bobadilla, die wir jetzt bei Tageslicht sahen, ist wunder­bar schön und großartig. Zuerst fährt man im breiten, üppig angebauten Gua- daljorcethal in allmählicher Steigung bergan. Bald aber wird die Steigung schroffer, das Thal wird enger. Die Gebirge find nicht hoch, wie die Sierra Nevada oder die Apenninen, aber sie find außerordentlich wild. Die Schluchten sind mauchmal so eng, daß der Guadaljoree kaum Platz hat, sich zwischen den hohen, senkrecht gen Himmel starrenden Felsen hindurchzuwinden. Die Bahn führt bald in großen Knrven um die kahlen Gipfel herum , bald auf Galerien hoch oben an der engen Schlucht entlang, bald durch Tunnel quer durch die Bergmassen, die sich ihr iu den Weg stellen. Jenseits des Gebirges fuhren wir von La Roda auf der neuen Bahn quer durch die elysischen Gefilde Andalu­siens nach Sevilla. Bei der Ankunft in der ersehnten Stadt aber fiel uns nichts weiter auf, als daß ihr Straßenpflaster dasjenige der spanischen Städte, die wir bisher gesehen haben, bedeutend übertrifft.

Den 24. März 1879. Unsere erste Wcmdernng durch die Straßen Sevillas führte uns von der Plaza Magdalena, an der unser Gasthof liegt, 'durch die Calle San Pablo zum Guadalquivir hinab. Wir gingen über die mächtige Brücke, welche die röthlichgelb geschwellten Flnthen überspannt. Wir überzeugten uns, daß der Strom hier höchstens drei Viertel der Breite des Rheins bei Köln hat. Wir kehrten aber, da wir das Stadtbild von drüben nicht hervor­ragend malerisch fanden, sofort zum linken Ufer, an dem die eigentliche Stadt liegt, zurück und durchwauderten hier die freundlichen, von frisch grünenden Akazien beschatteten Anlagen, welche sich am Hafen-Qnai entlang ziehen. Hier lud und löschte ein Dutzend großer Seedampfschiffe; und wenn auch uicht Segel­schiffe genug im Flusse lagen, um einenMastenwald" zu bilden, so ragten doch etliche Schock schmucker Raen-Masten stattlich genug hinter den grünen Bäumen der Anlagen hervor. Cadix ist freilich der eigentliche Seehafen Sevillas; aber der Guadalquivir ist doch tief genug, um einer großen Anzahl von Schiffen zu ermöglichen, die Stadt zu erreichen.

Wie reizend aber find die Anlagen, die Sevilla durchziehen! Indem wir uns stadteinwärts der Kathedrale zuwenden, gelangen wir von einem öffentlichen Gartengehege ins andere. Dattelpalmen nicken mit Riesenblüttern über gerade