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Gin „prachtwerk" über Spanien.
Wenn nach der Flnth von geographischen, ethnographischen und mlturge- schichtlichen „Prachtwerken", von welcher der deutsche Büchermarkt seit einein Jahrzehnt überschwemmt worden ist, immer noch ein nenes mit Aussicht ans Erfolg sich soll hervorwagen dürfen, so müssen es schon ganz besondere Qualitäten sein, die ihm den Muth dazu verleihen. Und eine solche Qualität wenigstens kaun mau dem nenen „Prachtwerke" über Spanien, von welchem die ersten beiden Lieferungen uns vorliegen, nicht absprechen; es ist die, daß sämmtliche Illustrationen von der Hand eines einzigen Künstlers herrühren werden. Hierdurch wird das Werk iu seiuem bildlichen Theile voraussichtlich eine Einheit des Charakters gewinnen, die allen bisher erschienenen ähnlichen Werken abgeht.
Aber dieser Umstand ist es nicht allein, weshalb wir das Werk, gleich als es angekündigt wurde, mit freudiger Erwartung begrüßten. Der Prospect der Verlagshandlung uauute zwei Nameu als die des Verfassers uud des Illustrators, die in ihrer Verbindung von einem vor Jahren erschienenen, allerdings in bescheidneren Dimensionen gehaltenen Prachtwerke her noch in gutem Andenken stehen: Theodor Simous uud Alexander Wagner.*) Im Jahre 1868 erschien im Verlage von A. Duucker in Berlin in sehr bescheidener Ausstattung ein Büchlein: „Aus altrömischer Zeit. Culturbilder von Theodor Simous", eine Reihe fleißig uud liebevoll ans den Quellen herausgearbeiteter, farbig uud schwungvoll geschriebener Bilder aus dem letzten Jahrhundert der römischen Republik und ans der römischen Kaiserzeit. Das Buch hatte zunächst keinen sonderlichen Erfolg. Als aber einige Jahre später, von 1872 bis 1875, im Verlage der Gebrüder Pätel in Berlin lieferungsweise eine Prachtansgabe davon mit phantasievollen Illustrationen von Alexander Wagner erschien, erntete es großen und wohlverdienten Beifall. Ist es da nicht natürlich, daß wir dem Erscheinen eines Prachtwerkes, das auf seinem Titelblatte dieselben beiden Namen in Aussicht stellt, mit der sicheren Hoffnung auf eine gediegene Leistung entgegensehen?
Leider scheint diese Hoffnung, soviel sich aus den bis jetzt erschienenen Proben urtheilen läßt, nur sehr zum Theil in Erfüllung gehen zu sollen. Erfüllen wird sie allem Anscheine nach im Wesentlichen der Künstler; der Schriftsteller aber scheint sie vollständig täuschen zu wollen.
*) Spanien. In Schilderungen von Theodor Simons. Jllustrirt von Prof. Alexander Wagner. Berlin, Gebr. Pätel, 1880. (Ca. 30 Lieferungen 5 2 Mk.)