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von Eichenholz mit Profilen, deren Stärke sich nach dem Gegenstande des Bildes richtete, diente den meist lebensgroßen Porträts und den Historienbildern zur Einfassung. Ab und zu wurde auch wohl eine schmale Gvldleiste zur Hebung des Effekts benutzt. Für die subtilen Kabinetsstücke, deren intime Reize um keinen Preis durch den Glanz des Goldes beeinträchtigt werden durften, diente polirtes Ebenholz.
Diese historischen Aphorismen sollen nur den Beweis liefern, daß der Goldrahmen nicht ein Produkt künstlerischer Berechnung, sondern ein von der kirchlichen Tradition großgezogenes Kind ist, welches nachgerade anfängt, sehr unbequem zu werden. Es liegt mir fern, dem Goldrahmen den Krieg zu erklären. Für gewisse Gemälde, namentlich für die dekorativen Bravourstücke von Makart und Konsorten, wird er immer eine gewisse ästhetische Berechtigung behaupten, ebenso wie für jedes Bild, das nicht in erster Linie zum künstlerischen Genuß, sondern zum Zimmerschmuck bestimmt ist. Die Porträt- und Genremaler, vornehmlich aber die Verwalter großer Galerieen, die doch die meiste Macht haben, sollten mit diesem Zopfe brechen. Die leidige Gewohnheit des Goldrahmens zwingt s chließlich den Maler, besonders wenn sich die Extravaganzen noch steigern sollten, zu Farbenexperimenten, die immer weiter von der Natur abführen.
Berlin. Adolf Rosenberg.
Münchener Künstler- und Kunst-Werhältnisse.
Muß immer denn sich in den Haaren liegen Der Realismus mit dem Ideal? Und gibt's kein Mittel mehr ihm obzusiegen, Als Keulenschläge, blanker Sensen Stahl, Geschwungen über grünen Menschengarben, Und blut'ge Ströme greller Okerfarben?
Frei sollt ihr sein von Vehm- und Schiedsgerichten Die der Parteien Haß und Gunst bewegt; Nicht länger soll der Cliquen Hader schlichten, Wer selbst den Zwiespalt tief im Busen hegt; Nur wer der Kunst gedient mit reinen Händen, Sei werth, des Sieges güld'nen Preis zu speuden!
Frei sei fortan, zugänglich jedem Werke, Der Sonne hellster mütterlicher Blick! Der Farbe Kinder soll kein böser Scherge Im Dunkel würgen mit dem Henkerstrick! Mit „Durchfall" soll die Jury euch verschonen Und der Erfolg die wahren Meister lohnen!
Das waren die kraftvollen Worte, welche wenige Wochen vor Eröffnung
der internationalen Kunstausstellung auf dem fröhlichen Waldfeste der Münchener