des Holzes mit einem reichen Netze aufgemalter Goldornamente. Das österreichische Museum in Wien besitzt ein Exemplar eines so verzierten Rahmens von dunkelbraunem Holze, der aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammt und durch seine einfache architektonische Form wie durch seine graziöse und schwungvolle Ornamentik einen wohlthuenden Kontrast zu den überladenen Rahmen der deutschen Spätrenaissance bildet, welche bereits das üppige Kar- touchensystem mit seinem Riemenornament adoptirt haben.
Deutschland konnte sich nicht mehr weiter an der künstlerischen Ausbildung des Rahmens betheiligen. Der dreißigjährige Krieg, welcher alle Kultur in deutschen Landen mit der Wurzel ausrottete, hat zuerst der Kunstindustrie den Garaus gemacht, und zwar gleich so gründlich, daß von einem Wiedererwachen derselben eigentlich erst seit unseren Tagen die Rede sein kann. Als sich Deutschland von seinen schweren Schlägen so weit erholt hatte, daß auch seine Luxusbedürfnisse wieder rege wurden, war die Weltherrschaft des Barockstils bereits entschieden. Sein besonders in Deutschland zu hoher Blüthe gebrachter Schößling, das Rokoko, hatte auch einen neuen, bis jetzt noch nicht wieder erreichten Aufschwung des Kunsthandwerks im Gefolge, der auch den Bilderrahmen zu gute kam. Was von Renaissance-Einfassungen an klassischen Bildern noch vorhanden war, fiel nunmehr der neuen, prunkliebendeu Geschmacksrichtung zum Opfer. Der Holzrahmen in seiner Naturfarbe gerieth wieder in Vergessenheit, und die Vergolder feierten uneingeschränkte Triumphe. Für sich betrachtet sind diese Rokokorahmen oft Wunderwerke der Holzschnitzerarbeit. Aber die phantastische Pracht dieser weit ausladenden und graziös verschnörkelten Rankengewinde disharmonirt mit der keuschen Schönheit der alten Italiener, mit der feierlichen Würde eines Bellini, mit dem milden Ernste eines Lionardo und der unnahbaren Hoheit eines Raffael. Die Dresdner Gemäldegalerie und nächst ihr das Berliner Kupferstichkabinet besitzen die reichsten Sammlungen solcher Prachtrahmen.
Die Versuche, welche in Deutschland gemacht worden waren, um die Naturfarbe des Holzwerks zu ihrem Rechte zu verhelfen, wnrden in großem Maßstabe von den Niederländern des 17. Jahrhunderts aufgenommen. Sie sind die eigentlichen Regeneratoren des Geschmacks im Bereiche der Bildereinfassung, sie waren es, die dem Rahmen seine Stelle als dienendes Glied anwiesen und in weiser Spekulation sein Verhältniß zum Bilde und seinen Antheil an dem Gesammteffekte bestimmten. Auch hier ist die Reformation sicherlich nicht ohne Einfluß auf die Vereinfachung und, was hier dasselbe sagen will, auf die Verfeinerung des Geschmacks geblieben. Allem äußeren, die Augen blendenden Prunke abhold, legten die Niederländer größeren Werth auf innere Gediegenheit und solide Eleganz. Ein schwarz oder braun gebeizter Rahmen