Beitrag 
Zwei Briefe Goethe's an Knebel : zum 28. August.
Seite
350
Einzelbild herunterladen
 

350

jedoch höchst ungünstig anfgenommen.Kleist schob die Schuld auf Goethe und wollte ihn fordern" (Biedermann a.. a. O. S. 64). Mag dies anch nur Weimarer Klatsch gewesen sein, jedenfalls ist der Bruch zwischen Kleist und Goethe damals eingetreten und ein unheilbarer geworden,

Philipp Otto Runge (geb. 23. Juli 1777, gest. 2. Dezember 1810) hat Goethe's Interesse vor allem dadurch auf sich gezogen, daß er ein Anhänger seiner Farbenlehre war, diese dnrch eigene Studien vom Standpunkte des Malers förderte uud fortführte. So fcmden denn auch seine Zeichnungen, die er Goethe sandte, namentlich die der vier Tageszeiten (vgl. über diese: Hinterlassene Schriften v. P. O. Runge, Hamburg 1840,1. Bd. S. 226 flg.), bei diesem freund­liche Aufnahme und Besprechung vergl. Werke sHempelj 28, S. 798 flg., Ueber Kunst und Alterthum in den Rhein- und Main-Gegenden, Heft 2 v. Jahre 1817 S. 35 flg., an welcher letzteren Stelle es jedoch von den vier Tages­zeiten heißt:Darstellungen einer neuen wundersamen Art; ihrem äußeru Aussehn uach dem Fach der sogenannten Grotesken verwandt, hinsichtlich auf den Sinu aber wahre Hieroglyphen." Des Dichters warmes Interesse für den Maler hat sich oft bekundet (Tag- und Jahreshefte, Absatz 707). Als er von Perthes die Nachricht erhielt, daß Rnnge dem Tode unrettbar verfallen, schreibt er am 16. November 1810 (Runge's Hinterlassene Schriften II, S. 423): Daß wir Herrn Runge verlieren sollen, schmerzt mich sehr. Doch er ist jung, Hoffnung ist bey den Lebenden, und meine Wünsche können ihn nicht loslassen. Es ist ein Individuum, wie sie selten geboren werden. Sein vorzüglich Talent, sein wahres treues Wesen als Künstler und Mensch, erweckte schon längst Neigung und Anhänglichkeit bey mir; und wenn seine Richtung ihn von dem Wege ablenkte, den ich für den rechten halte, so erregte es in mir kein Miß­fallen, fondern ich begleitete ihn gern, wohin seine eigenthümliche Art ihn trug. Möchte er sich doch nicht so geschwind' in die ätherischen Räume ver­lieren! Lassen Sie meine Grüße an ihn recht aufrichtig theilnehmend und herzlich seyn."

Leipzig. W. Arndt.

Iie Seelenfrage.

Der Materialismus der Gegenwart hat seinen Höhepunkt überschritten und ist im Niedergang begriffen. Die philosophische Forschung, welchen Standort sie auch einnimmt, hat ihn wissenschaftlich überwunden und als das erwiesen,