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Wesen vieler unsrer deutschen Herrn, die harte Behandlung ihrer Unterthanen, die Übertretungen heiliger Versprechen, die Unwissenheit in ihren eigentlichen Pflichten haben wir meist der militärischen Regierungsart zu danken. Die Pünktlichkeit des Dienstes, den man im Kriegsstand von den Subalternen fordern kann und muß, macht Regenten, die also gebildet zur Regierung kommen, spröde, hart und unleidlich, um unter ihnen in Sachen zu arbeiten, wobei es auf reife Ueberlegung ankommt. Da im Krieg Gewalt vor Recht geht, und auch ein rechtschaffner General Vieles thun muß, das er für seine Person lieber un- gethan ließe, so legt sich eine gewisse Härte auf das Gemüth, welche einen Herrn nicht leicht wieder verläßt."... „Man sagt, ein Regent sei Niemand als Gott von seinen Handlungen Rechenschaft schuldig. Es war das sonst die Sprache großer Monarchen, sie wird aber, im Vertrauen auf die deutsche Freiheit, auch an unsern kleinen Höfen Mode. Ein Herr, welcher zu dem traurigen Mittel schreitet, Gott zum Richter zwischen sich und die Unterthanen zu stellen, sagt damit in der That nichts anders als: Ich verlange von euch weder Vertrauen noch Beifall; ich weiß, daß ihr Gründe habt, meine Handlungen zu tadeln, ich begehre sie aber nicht zu wissen: ihr habt nur eine Pflicht, den Gehorsam. Thne ich euch Unrecht, verklagt mich bei Gott! Habt ihr Vorstellungen zu machen, ich nehme keine an; übergebt sie Gott, welcher der alleinige Richter meiner Handlungen ist. — Er ist es auch!! Und dieser allmächtige Richter aller Herrn wird sich so beweisen, wenn er dereinst die bösen Regenten mit Ketten ewiger Finsterniß wird binden lassen!"
Moser hatte sich der pietistischen Richtung seines Vaters angeschlossen, die er aber als geistreicher Mann behandelte; er hatte Sinn für alle neuen Erscheinungen von Bedeutung: er ist der Freund des Fräulein v. Klettenberg, der „Philo" in den „Bekenntnissen einer schönen Seele". Später versuchte er sich auch als Dichter und schrieb einen „Daniel in der Löwengrube" in Klop- stock'schem Stil.
Für das Willkürregiment der Höfe hatte er ein Beispiel an seinem eignen Vater. Dieser hatte sich anfangs mit dem Herzog von Württemberg Karl Eugen recht gut gestellt, allein die wüsten Eingriffe desselben in alle Gerechtsame trieben ihn in die Opposition. Bei einem schnöden Ansinnen des Ministers Montmorin erklärte der alte Moser, er wolle lieber seinen grauen Kopf verlieren als Unrecht thun; dafür ließ ihn der Herzog am 12. Juli 1759 nach dem Hohentwiel bringen, wo er ohne Untersuchung und Urtheil sechs Jahre in schwerer, einsamer Haft blieb. Der kaiserliche Hof ließ ihn im Stich, erst ein Jahr nach dem Frieden erinnerte man sich seiner.
Der Herzog ließ dem Gefangenen die Freiheit anbieten, wenn er eine Akte unterzeichnen wollte, in der er sich als Verbrecher bekannte und um Gnade