- 267 —
Kultur früherer Zeiten entrollt war. Aber auch dies Nahen einer besseren Epoche verfolgt der Verfasser mit aufmerksamem Auge und zollt namentlich den Leistungen unserer klassischen Periode aufrichtige Bewunderung. Neben Goethe und Schiller ist ihm vor allem Heine beachtenswerth, in der Musik hebt er Händel, Haydn, Mozart, Beethoven, Weber, Schubert und Mendelssohn hervor; er gedenkt Kant's und der Umwälzung, die er auf philosophischem Gebiete hervorgerufen; Geschichte, Archäologie, Numismatik fanden in Deutschlaud ausgezeichnete Vertreter, die Philologie sogar ihre Meister, Mathematik, Geologie und Naturwissenschaften erfreue» sich gedeihlicher Pflege und, Is-st not 1sa,st, die Geographie als Wissenschaft ist eine Pflanze deutschen Geistes: los norris ä'^1sxa.närs Äs Huinvolät, äs Osrl Rittsr, ä'OssÄr ?sssd.s1 sont äs ssux <zus tont ASvAra,xb.s clsit rövsrsr.
Die im letzten Jahrzehnt vollzogene Einigung der meisten deutschen Stämme uuter preußischer Hegemonie betrachtet Reclus begreiflicherweise nicht mit den günstigsten Augen: während früher bei dem Mangel einer straffen Verwaltung eine gewisse freie und vielseitige Entwickelung habe auskommen können, eine jede Provinz ihre eigenthümlichen Sitten und Einrichtungen gehabt, das lokale Leben ungezwungener uud in mannichfaltigen Formen sich entfaltet habe, und eine gewisse Starrheit und Monotonie vermieden worden sei, strebe man jetzt nach einer einheitlichen Organisation, nach einer Zentralisirung, die alles Wichtige, Bedeutende, Einflußreiche an einem Orte vereinige. Es bedarf keines Wortes über das Unzutreffende solcher Anschauungen. Wenn auch bei uns selbst so mancher fürchtet, daß, wenn die Entwickelung des deutschen Reichs anf dem angebahnten Wege weiter ginge, die einzelnen Staaten ihre Selbständigkeit nach und nach ganz einbüßen würden, und die nationale Einheit, wie Reclus meint, Äux Äöxsv.8 äs 1a nation sI1s-ir>srQS st tores ä'initiÄtivs erkauft wäre, so wird doch niemand seine Besorgnisse theilen, daß alle die vielfachen Sammelpunkte von Gewerbfleiß, Kunst und Wissenschaft in Deutschlaud durch Zentralisatiou zu Grunde gehen könnten. Die Eigenart vieler deutscher Städte ist doch zu tief in sich begründet, als daß die neue Reichshauptstadt sie derselben berauben könnte, und wir hegen die zuversichtliche Hoffnung, daß der Segen der Dezentralisation bei nns noch lange nachwirken werde. Offenbar schwebte Reelus, als er diesen Punkt behaudelte, zu sehr das Bild von Frankreich's Hauptstadt vor, die aber ihr gewaltiges Uebergewicht über die anderen französischen Städte doch erst nach Jahrhunderten uud unter ganz anderen Verhältnissen erlangte.
Das in seinen Hauptzügen gekennzeichnete Prinzip geographischer Darstellung, das Reclus in dem einleitenden Kapitel angewendet hat, findet sich wieder bei der Einzelbetrachtung des Landes, und es ist nur eine aus dem