Beitrag 
F. Harm´ Psychologie.
Seite
171
Einzelbild herunterladen
 

- 171

Grade kommen, was hier auf einem niedern zurückhält, dort zn einem höhern fördert.

Die Seele bringt dnrch ihre eignen Thätigkeiten ihre Erkenntnisse hervor, zuerst in den dunklen Vorstellungen der Sinne, dann in den klaren Begriffen des Verstandes.

Die Seele repräsentirt in sich die Welt, sie ist ein Spiegel des Universums und sieht daher alle Dinge in sich. Die Seele hat alles a priori in sich in unbewußter Weise. Da, aber nach Leibnitz die Monaden schlechthin selbständig sind, keine Wechselwirkung auf einander ausüben, so ist wohl der Begriff einer Summe von Monaden, aber nicht der Begriff eines Universums denkbar, und ebenso wenig zn begreifen, wie die Vielheit der Monaden, die in keinem Kau­salitätsverhältniß zu einander stehen, sich in der einzelnen spiegeln, auf die Sinne Eindrücke hervorbringen soll.

Es ist ein Verdienst von Leibnitz, daß er das Werden des Bewußtseins durch den Willen vermittelt denkt, ihn als Kausalität desselben begreift. Nichts desto weniger verfällt er einem psychologischen Determinismus, indem er das Handeln als das nothwendige Ergebniß des Erkennens ansieht.

Zwischen den einzelnen Monaden besteht nur eine ideale Harmonie, ver­möge welcher die Veränderung der einen eine entsprechende Modifikation in der andern zur Folge hat. Und diese Harmonie ist prästabilirt, da jede Monade ihre Natur in Uebereinstimmung mit der Natnr aller übrigen empfangen hat, die Totalität der Monaden in einem und demselben Plane erschaffen ist. Hier berührt sich Leibnitz mit dem Okkcisionalismus.

Die Einseitigkeiten des Rationalismus will der Empirismus ergänzen, und er ist in seinem Recht, wenn er es betont, daß die Sinne eine Quelle des geistigen Lebens und die Organisation der Materie eine Bedingung für dasselbe seieu. Er verliert aber sein Recht, sowie er sich als Universal-Methode der Wissenschaften betrachtet.

Geschichtlich beginnt der moderne Empirismus mit Baeon und schon am Schluß des ersten Abschnittes seiner Entwicklung gestaltet er sich bei Thomas Hobbes zum Materialismus, der die geistigen Thätigkeiten in Bewegungen der kleinsten Theile des Körpers auflöst. Die Freiheit besteht nur in der Abwesenheit von Hindernissen der Bewegung. Da alles in der Körperwelt nach Selbsterhaltung strebt, ist jeder Mensch nothwendig ein Egoist. Das Allgemeine vertritt nur die Gesetzgebung und Zwcmgsgewalt des Staates.

Die zweite Periode des Empirismus leitet der Sensualismus Locke's' ein. Alle Erkenntnisse, Begriffe, Vorstellungen und Gedanken werden in Empfindungen ausgelöst uud daraus zusammengesetzt. Das Denken ist formale Thätigkeit, das Material liefern die Sinne. Der Verstand selbst bringt in-