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tagsthätigkeit, den ersten Nerfassungskampf und dann seine Flüchtlingszeit. Ans der Landtagszeit machen wir namentlich auf die Episode aufmerksam, wo Oetker 1850 Hafsenpflug dazn bringt, seine im ständischen Ausschüsse abgegebene feierliche Erklärung, daß der Bundestag ohne ständische Zustimmung nicht wieder hergestellt werden könne, niederzuschreiben und zu unterzeichnen, während Hafsenpflug offenbar damals schon den Plan hegte, gerade durch die Wirreu, welche er in Hessen muthwillig herbeiführte, dem Bundestage zur Existenz zu verhelfen. Oder man lese die Episode, wie Oetker Hassenpflug inbetreff des Punktes zu Leibe ging, daß dieser in einem Momente das Justizministerium annahm und bekleidete, wo er in Preußen wegen Fälschung gerichtlich verfolgt wurde. Sehr ergötzlich schildert Oetker seine Gefangenschaft im Kastell zu Kassel, wo ihn der Oberbefehlshaber von Haynau allen wiederholten Aufforderungen der obersteil Zivil- und Militärgerichte zum Trotz festhielt. Er unterhielt sich dort mit — zahlreichen Mäuseu, die nach einem auf eine Wasserflasche gelegten Leckerbissen unermüdlich emporsprangen. Der Kommandant ließ ihn um Mitternacht wecken und ihm ein Schreiben des Oberbefehlshabers vorlesen, der seinen Unwillen und sein Erstaunen darüber aussprach, daß Oetker's Zeitung weiter erscheine; er möge dies einstellen lassen, sonst würden weitere Maßregeln ergriffen werden. Oetker dankte für die angenehme Nachricht, verbat sich aber solche Störungen der Nachtruhe. Haynau war außer sich über die offenen Briefe, die, aus dem Kastell an ihn gerichtet, in der zu Gotha weiter erscheinenden Neuen Hessischen Zeitung veröffentlicht wnrden. Dieselben flössen über von Spott. Er wurde darin erinnert, daß er 1832 an das Offizierkorps eine große Rede wegen Heilighaltnng der Verfassung gehalten habe, zn deren Umsturz er sich jetzt hergab. Es wurde ihm die Auffassung impntirt, daß, da die Menschen durch Ausdünstung, Häntnng u. s. w. fast alle fünf Jahre umgebildet würden, von der alten Kreatur eigentlich nichts übrig bliebe, daß mithin ein Eid von 1831 im Jahre 1850 unmöglich uoch Bedeutung haben könne, da der Schwörende inzwischen sich gewissermaßen aus der eidlichen Verbindlichkeit förmlich herausgeschwitzt habe.
Die Schilderung der Flüchtlingszeit bietet ebenfalls viel Anziehendes. Oetker brachte sie in Braunschweig, dann in Wangeroge, in Helgoland und Belgien zu. Auf die Naturschilderuugeu aus Helgoland darf besonders aufmerksam gemacht werden. Wie Oetker einst das anerkannt beste Buch über Helgoland geschrieben hat, so zeigt er sich auch hier wieder als Autorität in der Kenntniß der Verfassnngs-Verhältnisse der Insel, von denen in den letzten Jahren mitunter in den Zeitungen die Rede war. Oetker resumirt sein Urtheil in dieser Beziehung dahin „daß die englischen Kabinetsbesehle von 1864 und >8(>8, betreffend die Verfassung Helgoland's, mit den Zusicherungen