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Die Pariser Weltausstellung. 9 : Italienische Plastik und Malerei. - das Kunstgewerbe in Italien. - die Spitzenindustrie. - Japan. - Dänemark.
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Fuß im Durchmesser zählend, kostet heute 6500 Fres. Eiue Brvnzevase, die allerdings die respektable Höhe von ca. sechs Fuß erreicht uud mit dem wunder­vollsten Rankenwerk, mit fein ausgearbeiteten Blumen, Figuren und Bänmeu, die einen förmlichen Wald bilden, dekorirt ist, kostet 10,000 Fres.

Porzellan, Lackarbeiteu, Brouzen und Seidengewebe bilden nach wie vor die Stärke der japanischen Industrie. Versuche, neue Industriezweige zu knlti- viren, sind nicht gemacht worden. Aber innerhalb der einmal beherrschten Ge­biete sind eben jene eminenten Fortschritte zu konstatiren, von denen oben die Rede war. Die gegenwärtige Ausstellung zeigt uns unter Anderen Schild- pattschaalen, die mit Lackmalereien dekorirt sind, in einer Größe, wie man sie vorher nicht gesehen hat, Schaalen, die bis drei Fuß im Durchmesser zählen. Die goldenen und silbernen Ornamente, Fignren und Landschaften der Lack­malereien erhalten jetzt noch ein weit stärkeres Relief und erzielen dadurch eine noch größere dekorative Wirkung. Daß anch andere Farben neben Silber und Gold, Roth, Grün und Blau, mehr und mehr in Aufnahme kommen, dürfte man weniger gut heißen, als die Einführung von Perlmutter in das orna­mentale System, das sich init Gold uud Silber zu schönster Harmonie vereinigt.

Die Pariser haben übrigens dafür gesorgt, daß die Japaner schnell die Helden des Tages wurden. Mit wahrem Heißhunger haben sie sich auf die Porzellauserviee, besonders ans die prächtigen roth und gold bemalten, ans die Bronzeschaalen, die mit unübertrefflicher Meisterschaft nnd Sauberkeit zifelirt find, auf die lackirten Ofenschirme und die herrlichen Emaillen gestürzt: drei Tage nach Eröffnung der Ausstellung war kaum noch der sechste Theil der ausgestellten Gegenstände nicht in festen Händen.

Die dänische Knnst zeigt nicht die leiseste Spur eines nationalen, oder auch uur eines eigenthümlichen Charakters, eine Erscheinung, die darin be­gründet sein mag, daß die Künste in Dänemark erst seit der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, die Kopenhagener Akademie wurde 1754 ge­gründet eine systematische Pflege gefunden haben. Dänemark's größter Künstler, vielleicht sein einziger, hat seine Ausbildung in Italien erfahren, fast alle seiue Werke find unter italienischem Himmel gereift. Man hat zwar in Kopenhagen seinem Andenken ein ganzes Musenm geweiht, aber Thorwaldsen hat in seinem engeren Vaterlande keinen würdigen Nachfolger gefunden. In der Malerei ist Dänemark nicht fördernd oder bahnbrechend aufgetreten. In der dänischen Kunstabtheilung erregen nur drei Maler unsere Aufmerksamkeit: der Historienmaler Bloch, ein Schüler des Düsseldorfers Bendemann, der Thier- nnd Landschaftsmaler Bache und der Architekturmaler Hansen. Aber ihre Werke sind doch nicht von solcher Bedeutung, daß sie sich an dem großartigen Wett-