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die viel geringere durch die mohammedanische Revolution in Amman und andere Revolutionen. Die Auswanderung ucich fremden Ländern ist zu geringfügig, um in anderer Weise in Betracht zu kommen, als insofern, daß sie dem Mutterlaude juuge Leute in ihrer besten Kraft entzieht und dadurch die Vermehrung der Bevölkerung hemmt. Nimmt man diese verschiedenen Faktoren in Betracht, so dürfte man, ohne Gefahr der Ueber- oder Uuterschätzung 420 Millionen als die gegenwärtige Bevölkerungszahl von China annehmen können.
Die Provinzen der Mitte und des Südens haben durchschnittlich 8500, die des Nordens K200, die des Westens nur 1800 Seelen auf die Qnadrnt- meile, doch sind anch ganze große Prvvinzialtvmplexe mit 16,000 und noch mehr Einwohnern auf die Quadratmeile vorhanden. Die Uebervölkerung, welche in den großen Ziffern der chinesischen Bevölkerungsangaben sich unverkennbar ausprägt, diese nun ist es, die iu Verbindung mit Mißjahreu uud schlechter Verwaltnng bei dein vorwiegend ackerbauenden Volke (Reis ist die Hauptnahrung) so fürchterliche Erscheinungen hervorbringt, wie sie die gegenwärtige Hungersnoth zeigt.
Der vom Hunger heimgesuchte Theil Chinas besteht ans dem großem Theile der Provinz Schcmsi, aus dem südwestlichen Tschili, dem westlichen Schautung uud dem nördlichen Distrikte von Hvnan. Am schlimmsten sieht es auf dieser Flüche, die halb so groß wie das deutsche Reich ist, im südlichen Schausi und dessen Hauptstadt Tai Auen aus; denn hier muß die Bevölkerung, wenn nicht eiu radikaler Wechsel der Umstäude eiutritt, vollständig aussterbeu. Nach deu schrecklichen Einzelheiten, die man erfährt, nach den Berichten der Missionäre und Beamten ist die jetzt herrschende Hungersnoth bei weitem die surchtbarste, die je über China gekommen. Die chinesischen Bauern legen uicht die Hände in den Schoß uud sterben uicht ruhig, wie im verflossenen Jahre die hungerndeu Judier; nein, sie verzehren die Todten und erschlagen Lebende, nur um Fleisch zu bekommen. Daß hier keinerlei Uebertreibung vorliegt, erkennt man aus einem Berichte der amtlichen Pekinger Zeituug vom 15. März d. A, in welchem der Gouverneur von Honan, Li Hvuien mit Namen, und der kaiserliche „Huugerkommissär", Mau mit Namen, die Zustande der heimgesuchten Provinzen schildern. Da heißt es: „Die Dürre, mit welcher die Provinz durch mehrere Jahre hindurch hiutereincmder heimgesucht wurde, ist die Ursache eiuer Huugersnoth geworden, wie sie bisher noch nie existirte. Als der Herbst zum Wiuter wurde, wuchs die Zahl jener, die Hilfe suchim von Tag zu Tage bis sie nach Millionen zählten: die niedrigen Klassen waren die zuerst ergriffeueu; sie verschwanden bald, vder zerstreuten sich ins Land, um sich Nahrung zu suchen. Dann ergriff die Hungersnoth die Wohlhabenden und die Reichen, die gleichfalls im äußersten Elende sich befinden, dahinsterben