Beitrag 
Prinz Kaspar Hauser. I .
Seite
390
Einzelbild herunterladen
 

390

Hofes hielt es für angemessen, geradezu auszusprechen, daßdie Wirksamkeit der unbekannten Hand" Kaspar Hanser's Geschick, Feuerbach's Tod und Meyer's Buch auf dem Gewissen habe'"). Aber auch der Erzieher und Pflegevater Kaspar Hauser's, Herr Prof. G. F. Dciumer nahm Partei gegen Meyer, für Kolb. Derselbe Mann hatte freilich 1859 in seinenEnthüllungen über Kaspar Hauser" erklärt:Mit Unrecht hat man, wie sich zeigen wird, ein deutsches Fürstenhaus, welches nach meiner vollste» Ueberzeugung gar keinen Theil daran hat, dafür in Anspruch genommen, woran die irreführenden Gerüchte und Be­hauptungen Schuld, die von den wahren Verbrechern ausgestreut worden waren." Jetzt war der Mann zur entgegengesetzten Ansicht durchgedrungen, Gott weiß, durch welche Erwägungen. Sein geradezu komisches Buch,**)verworren und verwaschen, wie sein Titel, entzieht sich" wie Mittelstädt treffend bemerkt in der Fülle seiner unglaublichen Gedankenlosigkeit jeder ernsthaften Kritik" uud legte die peinliche Frage nahe, durch welche Leistung wohl der Ver­fasser Professor geworden und ob es nicht schriftstellerische Delikte gebe, welche den dauernden Verlust dieses gelehrten Titels nach sich ziehen müßten. So harmlos und unbefangen stand der Verfasser seinem Stoffe und seiner früheren Arbeit über denselben Gegenstand gegenüber, daß er von seinem jetzigen Machwerk, das blindlings für das badische Prinzenthum Kaspar Hauser's eintrat, zu sagen wagte;er habe iu seinenEnthüllungen" die Wahrheit nurumgangen" und jetzt seine Ansichtvervollständigt"! Selbst­verständlich fehlte in diesem lieblichen Chorus von Bosheit, Leidenschaft und Gedankenlosigkeit nicht das Organ des Berliner Weißbierphilisters, dieTante Voß", die in den ersten drei Nummern ihrer Sonntagsbeilage von 1875 mit der unfehlbaren Weisheit, welche an dieser Stelle die letzten Gründe aller Dinge ausspricht, das gediegene Urtheil verkündete:während Hauser von Einigen als Betrüger bezeichnet wurde, halten ihn Andere für den durch ein furchtbares Verbreche» um sein Lebensglück und nm sein Recht gebrachten Thronerben von Baden. Die letztere Ansicht mnß heute als durchaus erwiesen angesehen werden." So konnte denn Papa Kolb im März 1875 seine bereits oben citirte neue Serie von Kaspar-Hanser-Artikelu in derFrankfurter Zeitung" mit dem triumphireuden Satze eröffnen:Die im wesentlichen bereits erfolgte Lüftung des Schleiers wird nicht ferner bestritten."

Um dem Leser ein vollständiges chronologisches Bild über die Kaspar-

Augsbnrger Mg. Ztg Beilage vom 12. und 20. März 1872. S. 640/119S fg.

Kaspar Häuser, sein Wesen, seine Unschuld, seine Erdnldungen und sein Ursprung in neuer gründlicher Erörterung und Nachwcisung." Regensburg, 1873, 463 Seiten in groß Octav stark!