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ziger Offizier in der auf jenen Wahlakt folgenden Sitzung, Damit war die Sache beigelegt.
Auf Ritter, Dove, Ehrenberg, Barth, Bastian, welche das Präsidium der Gesellschaft im Laufe des halben Jahrhunderts geführt haben, ist nun Prof. von Richthofen gefolgt, der nicht nur ein Gelehrter ersten Ranges, sondern auch ein vorzüglicher Präsident, eine durchweg impouirende und trefflich reprä- sentirende Persönlichkeit ist. Neben ihm wirkt ein glänzender Generalstab von Gelehrten und Reisenden, so daß alle Bürgschaft vorhanden ist, die Gesellschaft werde in dem Geist, der sie bisher beseelt, zur Ehre der deutschen Wissenschaft auch ferner fortwirken.
Dom deutschen Keichstage.
Berlin, 5. Mm.
Von der Thätigkeit der ersten Woche nach den Ferien ist nicht viel zu melden. Dreimalige Beschlnßunfähigkeit ließ das Ergebniß noch erheblich geringer ausfallen, als man ohnehin erwartet hatte. In dritter Lesung wurde der Gesetzentwurf betreffend die Zuwiderhandlungen gegen die zur Verhütung der Ausbreitung der Rinderpest erlassenen Vieheinfuhrverbote erledigt, Der Streit drehte sich dabei lediglich um das Maß der Strafandrohungen. Die Regierungsvorlage hatte dasselbe in einer Höhe gegriffen, die nur in der Absicht der Abschreckung ihre ErWrnng finden konnte. Darin wurde denu von anderer Seite ein Bruch mit dem Systeme des Strafgesetzbuchs gefunden. Schließlich vereinigte man sich auf einen mittleren Vorschlag, welcher den namentlich in den landwirtschaftlichen Kreisen gehegten Wünschen entgegenkommt, ohne gerade die Abschreckungstheorie von Neuem in unser Strafrecht einzuführen.
Der Gesetzentwurf über die Gelverbegerichte passirte die zweite Lesung. Große prinzipielle Bedenken gegen die Regierungsvorlage wurden hier von vornherein nicht gelteud gemacht. Die betreffende Kommission hat eine Reihe vvn Aendernngen vorgenommen, welche besonders hinsichtlich der Zusammensetzung der Gerichte die Schranken der aktiven und passiven Wahlfähigkeit zu erweitern und die Unabhängigkeit der Gerichte zu sichern bestrebt waren. Daß namentlich von sozialdemokratischer Seite in dieser Richtung sehr viel mehr gefordert wnrde, als die Kommission vorschlug, ist selbstverständlich.
Grenzboten II. 1878. 32