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Geographische Sagen und Mythen. II.
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und edeln Steinen beladen. Sieben Jahre, verkündete er ihnen, habe Gvtt den frommen Brcmdan nach dem glückseligen Lande suchen lassen, auf daß ihm alle Geheimnisse des großen Oceans enthüllt würden.Nach langer Zeit aber", fügte der Bote des Herrn hinzu,wird dieses Land euren Nachkommen offenbar werden, wenn wir der Bedrängniß der Christenheit zu Hülfe kommen." Und als Brandan noch weiteren Aufschluß in Betreff dieser Weissagung be­gehrte, erwiderte jener:Wenn der allmächtige Schöpfer alle Geschlechter der Menschen um sich versammelt, dann wird allen seinen Auserwählten dieses Land gezeigt werden."

Ganz merkwürdig ist," so schließt Peschel diesen Abschnitt,wie das Mittelalter diese Sage zu lokalisiren verstand. Da dieselbe jedenfalls älter ist als die Wiederauffindung der atlantischen Archipel jenseits der Briareischen Straße, und da von jenen Inseln nur der Name derGlückseligen" übrig ge­blieben war, so mußte man dort die Herrlichkeiten des Oeeans vermutheu; denn seit Herodot Zeiten hat immer die Menschheit das irdische Eden an den Enden der Welt, im äußersten Westen oder im äußersten Osten gesucht."

Wenn Herodot schou die größten Reichthümer am Saume der damals nur geahnten Welt suchte, so verlegte das spätere Alterthum die Ursprungs­länder der edeln Metalle nicht ohne Berechtigung in den fernen Osten. Wo das viele Gold gewonnen wurde, welches die Perser zur Zeit des Dareivs besaßen, ist bis heute noch nicht völlig ermittelt. Die Alten halfen sich An­fangs damit, daß sie eine Goldinsel (Chryse) und eine Silberinsel (Argyre) annahmen, die von Plinius und Solinus beide an die Jndusmündung ver­legt wird, während Mela die erstere vor das Vorgebirge Tcnnos, die andere aber vor den Ausfluß des Ganges setzt. Ptolomäns kennt außer der Goldinsel, die er weiter südwestlich im Meere sucht, noch eine goldene Chersones, die der Halbinsel Malakka unsrer Karten entspricht, nnd wo sehr wahrscheinlich damals ein starker Goldhandel betrieben wurde. Ein anderer Stapelplatz dieses Metalls befand sich in Ophir, dem Sopora des Columbus, dem Sofala, wo die Araber im Mittelalter ihre Kontanten für die indischen Märkte holten. Die Sage aber wnßte mehr. Die Kartenzeichner des früheren Mittelalters kannten Inseln aus purem Gold oder Silber. Eine Karte aus dem zehnten Jahrhundert verzeichnet im äußersten Osten Indiens einengoldnen Berg". Auf einer anderen älteren Karte schwimmen im Ocean, welcher die Welt umkreist, zwei viereckige Inseln, Crise und Argisse, die uns auch auf einer in Turin befind­lichen Karte des zwölften Jahrhunderts begegnen. Der englische Geograph Richard von Haldingham, der im vierzehnten Jahrhundert lebte, kennt in der Mündung des persischen Meerbusens eine Crise sowohl wie eine Argire, sie sind aber von einer dritten Insel begleitet, die Ophir heißt. Die Karte aus