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Reise-Literatur.
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Aeise-Literatur.

Baedeker's Mittel- und Norddcutschlaud, siebzehnte Auflage, 1876.

(Leipzig, Karl Baedeker.) Der Fleiß und die Sorgfalt, welche auf jede neue Auflage der Reise- bücher des Verlags von Karl Baedeker verwandt wird, tritt am deutlichsten hervor durch Vergleichung der neuen Ausgabe mit einer vorangehenden des- selben Buches. So liegt uns zur Vergleichung mit der jetzigen siebzehnten die 15. Auflage von Baedeker's Nord- und Mitteldeutschland aus dem Jahre 1872 vor. Damals enthielt das Buch 24 Karten und 36 Pläne, jetzt 29 Karlen, 36 Pläne und mehrere Grundrisse. Neue Karten und Pläne sind vorhanden von Kiel und dem Kieler Hafen. der Umgebung von Dresden, der Wilhelmshöhe bet Cassel, der Umgebung von Coburg, von Posen und Rostock. Aus den guten Eisenbahnkarten, die zu Anfang und zu Ende des Buches eingeklebt sind, findet man die neuesten vollendeten und projectirten Bahnen vollständig eingezeichnet. Sehr zu empfehlen wäre bei künftigen Auflagen aller Reisebücher von Baedeker's Deutschland, die bindenden Vor­schriften, welche das deutsche Eisenbahnamt zum Schutz und zur Bequemlich­keit deutscher Eisenbahnpassagiere und ihrer Habe erlassen hat, in der Vorrede oder sonstwo zu Anfang des Buches zusammenzustellen, damit die rothbe- mutzten Herren Stationschefs gleich wissen, daß jeder Inhaber eines roth- wangigen Baedeker, der eine Beschwerde auf dem Herzen hat, mit der vollen Kenntniß der das Heil seiner Seele auf Reisen betreffenden Verordnungen des Reichseisenbahnamtes, ausgerüstet ist. Wieviele Passagiere wissen denn etwas davon, daß sie nach diesen Verordnungen verlangen können, nicht mehr als zu Sechs im Sommer in der zweiten Classe, nicht mehr als zu Acht in der dritten Classe gesetzt zu werden? Wie viele wissen davon, daß das Reichseisenbahnamt befohlen hat, daß mindestens bei Schnellzügen Closets im Zuge sein müssen, daß auf jeder Station ein Wegweiser nach dem Brunnen angebracht sein muß, daß bei durchgehenden Zügen die Anschluß- Süge bis eine halbe Stunde und darüber aus den verspäteten Hauptzug warten müssen u. s. w.? Uns scheint eine solche Belehrung der Reisenden mindestens ebenso wichtig zu sein, als die kunsthistorischen Beiträge des Herrn Prof. Dr. A. Springer, deren diese neueste Auflage sich erfreut, obwohl wir die letzteren keineswegs unterschätzen wollen. Namentlich werthvoll sind seine kurzen Uebersichten der bedeutendsten Bilder der großen deutschen Gemälde- gallerien. Sie ersparen viel Zeit und vorheriges Studium oder beschämendes und meist doch nutzloses Fragen in der Gallerie. Trotz dieser wesentlichen Bereicherungen hat das Streben nach löblicher Kürze, das Baedeker immer