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So endete dieser denkwürdige Zug durch die Schweiz. Von 20,000 Mann auserlesener Truppen, welche sich von Italien aus in Marsch gesetzt, gelangten nach 16 Tagen circa 13,000 in Jlanz an, und diese in fast vollständiger Auflösung. Beinahe 3000 waren gefallen, in Abgründe gestürzt, erfroren oder vermißt, die Zahl der Verwundeten betrug gegen 4000. Von den mitgeführten Berggeschützen gelangte keins über den Panixer Paß, von den 1400 Lastthieren trafen nur 70 im Rhetnthal ein.
Obgleich das Ziel des Feldzugs nicht erreicht worden war, obgleich die verbündeten Truppen die Schweiz nun ganz räumen mußten, so brachte doch dieser unglückliche Feldzug Suworow und seinem Hecre weit größere Ehre, als manch glänzender Sieg. Unter Führung eines Helden schlugen sie sich heldenmäßig, keine Gefahr schreckte sie, geduldig ertrugen sie Anstrengungen, wie sie wohl selten einem Heere wieder geboten werden. Hungernd und an dem Allernothwendigsten Mangel leidend, werfen sie sich dem weit überlegenen Feinde mit einer nie rastenden Energie entgegen, um gleich darauf über Schnee und Eis Höhen zu erklimmen, die sonst nur der Fuß des Gemsjägers betritt.
Nur die klare, unerschütterliche Energie des Feldherrn, das Vertrauen des Soldaten zu dem bewährten Führer, die Liebe des Soldaten zu Suworow als Menschen befähigte diese Armee, den Gemeinen wie den Offizier, zu so wunderbaren Leistungen, zu so beispielloser Ausdauer. Suworow aber setzte sich, unbeirrt durch Noth und Gefahr in starker Selbstüberwindung nur ein Ziel und erstrebte und vollendete, was er als das Rechte erkannt hatte. In ihm war ausgeprägt die Kraft des Erkennens und Handelns, die den Muthlosen stärkt, den Schwachen aufrichtet und gewaltig einigt die große Masse.
Quellen:
Erzherzog Karl, Feldzug 1799. — Jomini, Revolutionskriege, v. Clausewitz, Feldzug 1799. v. Miliutin, Feldzug 1799.
Fuchs, Originalcorrespondenzen Suworow's über den Feldzug 1799. Smitt, Suworow's Lebensgeschichte. Bagration, Memoires.
Anthing, Versuch einer Kriegsgeschichte des Grafen Suworow.