Beitrag 
Suworow´s Marsch durch die Schweiz im Jahre 1799. II.
Seite
402
Einzelbild herunterladen
 

'ttN

In welcher Richtung sollte er nun wohl seinen Marsch fortsetzen? die beiden Ufer des Sees ließen auch nicht die geringste Communication zu. Die Felsen fallen dort oft viele tausend Fuß hoch senkrecht ab. Die jetzige Axen- straße existirte damals noch nicht.

Nach Osten öffnet sich das enge Schächenthal, durch welches ein be­schwerlicher, nur für Fußgänger zu benutzender Weg, über den Klausenpaß an die obere Linth führt. Außerdem geht aus demselben Thal ein Gebirgs- pfad über den schneebedeckten Rostock und den Kinzig - Kulm - Paß in das Muotta Thal und von da nach Schwyz; aber derartige Fußsteige werden zu dieser späten Jahreszeit, selbst von kühnen schwindelfreien Jägern, welche von Jugend auf an das Ersteigen solcher Felsmassen, Schnee- und Eisflächen gewöhnt sind, nur im Nothfall betreten.

Schon verbreitete sich unter den Einwohnern das dunkle Gerücht, es sei am verflossenen Tage an der Linth und Ltmmath hart gekämpft worden. Was sollte aus Linken, Jellachich, Hotze, ja selbst aus Korsakow werden, wenn Suworow den bestimmten Vereinigungspunkt bei Schwyz nicht erreichte? Was sollte endlich aus der Armee Suworow's selbst werden, wenn sie jene Provtantvorräthe, welche man in Schwyz zu finden hoffte, nicht erhalten konnte? Schon in Altdorf litten die russischen Truppen bedeutenden Mangel. Der Proviant, den sie bei sich führten, war verzehrt und die Lastthiere konnten nur mühsam heran. Das Land und die Ortschaften boten Nichts; die Ein­wohner waren zum großen Theil in die Berge entflohen und hatten alles transportirbare Hab und Gut mit sich genommen. Der Feldmarschall wußte sich nicht anders zu helfen, als daß er seinen Truppen durch die Popen einen Fasttag auferlegen ließ und der geduldige russische Soldat ertrug es,

Die großartige Katastrophe beginnt sich nun zu entwickeln.

Französischerseits ist man des festen Glaubens gewesen, daß Suworow nicht weiter vordringen könne und die Waffen strecken müsse.

Die Lage des russischen Oberfeldherrn bei Altdorf gehört zu den Momenten, wo sich das Talent eines Heerführers im vollen Glänze zeigen kann. Ein weniger entschlossener Feldherr hätte vielleicht versucht, durch das Maderaner Thal über Dissentis in das Rheinthal zu gelangen oder über den Klausen­paß in das Linththal. Suworow erstrebte auch in diesem höchst kritischen Moment aber nur eins: auf die schnellste Weise Schwyz zu erreichen, um so der von ihm selbst gegebenen Disposition nachzukommen. Mit unerschütter­licher Geistesruye, ohne auch nur einen Augenblick zu schwanken, vollständig klar mit den Gefahren, denen er entgegenging, entschloß er sich kurz und kühn seinen Marsch auf dem Gebirgspfad, der über den Rostock und den Kinzig- Kulm-Paß nach dem Muotta-Thal und nach Schwyz führt, fortzusetzen. In diesem einen Entschluß allein schon prägt sich der ganze innere Geist seines